Menschlichkeit und Dynamik im HRM

Prof. Dr. Janning-Backfisch über ihren Werdegang und was sie an ihrem Job begeistert

Ihr beruflicher Werdegang gleicht einem Doppelleben – und nicht nur das ist es, was Prof. Dr. Natalie Janning-Backfisch zu einer wertvollen Begleiterin für dual Studierende an der DHBW Mannheim macht. Sie weiß, was es heißt, neben dem Job auch noch die akademische Karriere voranzutreiben. Sie weiß, welche Verantwortung die Arbeit im Personalwesen mit sich bringt und dass wache Augen und Ohren sowie Empathie gefragt sind, um in dem Beruf gut zu bestehen. Nach mehreren Jahren Berufserfahrung im Human Resource Management (HRM) bei BMW, der Deutschen Bahn und bei einem mittelständischen IT-Unternehmen sowie Lehrtätigkeiten als Tutorin, Dozentin, akademische Mitarbeiterin und Vertretungsprofessorin, ist sie nun Professorin an der DHBW Mannheim im Studiengang BWL - International Business. Wie ihr Weg bis jetzt aussah, welche Vorteile das duale Studienmodell bietet und was sie ihren Studierenden für eine erfolgreiche Karriere im HRM vermittelt, berichtet Prof. Dr. Janning-Backfisch im Interview.

Prof. Dr. Janning-Backfisch, Sie sind der DHBW Mannheim seit Jahren in unterschiedlichen Funktionen treu und nun als hauptamtliche Professorin tätig. War das von Anfang an Ihr Karriereziel?

Ich habe kürzlich eine ehemalige Schulkollegin getroffen. Diese Situation kann Ihre Frage sehr treffend beantworten. Sie meinte zu mir: "Wow, cool. Dann machst du ja jetzt beruflich, was du schon zu Schulzeiten machen wolltest!" Das hat mich selbst etwas überrascht. Denn mir war nicht (mehr) bewusst, dass ich dieses berufliche Ziel schon damals hatte und es so deutlich kommuniziert habe.

Welche beruflichen Stationen haben Sie bis heute durchlaufen?

Ich startete nach meiner Allgemeinen Hochschulreife bei der BMW AG im Marketing, um dann das Wirtschaftspädagogik-Studium an der Universität Mannheim aufzunehmen. Nach dem Grundstudium wechselte ich zur BWL mit den Schwerpunkten Human Resource Management, Logistik sowie Wirtschaftspädagogik. Bereits während meiner Studienzeit habe ich Erfahrungen in der Lehre als Tutorin für Wirtschaftsinformatik gesammelt. Meine Diplomarbeit konnte ich dank meiner ersten Netzwerke im HRM der BMW AG schreiben. Eine anwendungsorientierte Abschlussarbeit in Kooperation mit einem Unternehmen war zur damaligen Zeit an der Universität eher außergewöhnlich. Meine Laufbahn im HRM startete ich dann bei der Deutschen Bahn AG im Infrastrukturbereich, wo ich verschiedene Positionen wahrgenommen habe. Neben vielen spannenden strategischen und operativen Tätigkeiten war der Aufbau von kooperativen Studienkonzepten einer meiner Arbeitsschwerpunkte. Als ich eine Stelle als akademische Mitarbeiterin im Studiengang BWL - Spedition, Transport und Logistik an der DHBW Mannheim sah, war mir schnell klar, dass ich meinen beruflichen Fokus stärker auf eine Hochschultätigkeit ausrichten möchte. Zu Beginn bin ich beiden Tätigkeiten, sowohl im HRM der Deutschen Bahn AG als auch als akademische Mitarbeiterin der DHBW Mannheim, parallel nachgekommen und habe recht zügig eine Promotion als externe Doktorandin an der Universität Duisburg-Essen in Angriff genommen. Um meinen berufspraktischen Horizont noch Richtung KMU zu erweitern, habe ich mich für eine leitende Funktion im HRM und Marketing in einer mittelständischen IT-Beratung entschieden. Zu dieser Beschäftigungszeit schloss ich auch meine Promotion zu Kompetenz- und Qualifikationsanforderungen in der Logistik erfolgreich ab. Der DHBW bin ich immer als externe Lehrbeauftragte treu geblieben. 2018 ergab sich die Gelegenheit, als Vertretungsprofessorin im Studiengang BWL - International Business wieder an die DHBW zurückzukehren. Es war klar, dass ich nicht lange überlegen musste, ob das eine Alternative darstellt, und nahm die Stelle ab Sommer 2018 an. Abschließend habe ich noch einen Einblick in die private Hochschulkultur genossen, bevor ich im Oktober 2022 als Professorin an die DHBW Mannheim berufen wurde. Rückblickend war einer der Aspekte, welcher so bezeichnend für ein duales Studium ist, auch immer Teil meines Werdegangs: die Kooperation zwischen Hochschule und Wirtschaft.

Was ist für Sie das Besondere an der Dualen Hochschule?

Die Duale Hochschule bietet den direkten Einstieg ins Berufsleben und somit vielen jungen Menschen ein Sprungbrett, um finanziell unabhängig und somit selbstständig zu werden, ohne auf ein Studium verzichten zu müssen. Über den direkten Austausch mit den Unternehmen ermöglicht das duale Studienmodell unserer Hochschule aktuelle Themen, welche essentiell für unsere Gesellschaft sind, wissenschaftlich zu fundieren. Und für die Unternehmen ist der klare Vorteil, früher auf dem Arbeitsmarkt Arbeitskräfte zu akquirieren und zu binden. Außerdem ist diese Hochschulart so besonders, da zwischen den Lehrbeauftragten und den Studierenden ein intensiver Beziehungsaufbau möglich ist. Dieser sucht in der Hochschullandschaft seinesgleichen.

Welche Veranstaltungen bieten Sie an, was kann man bei Ihnen lernen und was davon finden Sie besonders spannend?

Mit Blick auf meine Vita ist es nicht verwunderlich, wenn ich Lehrveranstaltungen im Human Resource Management anbiete. Ich finde es besonders spannend, die Erfahrungen, welche die Studierenden – zumindest als employee – bereits selbst gesammelt haben, in die Lehrveranstaltung einzubeziehen. HRM tangiert jeden von uns, der in der Arbeitswelt integriert ist, und das macht dieses Themenfeld so dynamisch, spannend und lebendig. Personal ist das zentrale Element der Wertschöpfung eines jeden Unternehmens. HRM muss dynamisch sein, um zum Erfolg beizutragen. Neben dem praktischen Bezug, der Hervorhebung aktueller Themen, ist es mir wichtig, den Studierenden aufzuzeigen, wie dies auf verschiedenste Art wissenschaftlich fundiert werden kann.

Was reizt Sie an Ihrer Aufgabe? Haben Sie sich ein bestimmtes Ziel gesetzt?

Ich finde es am Ende eines Bachelor-Studiums, meist bei der Übergabe der Abschlusszeugnisse, schön zu sehen, wie sich die jungen Menschen innerhalb von 3 Jahren fachlich, sozial, aber vor allem persönlich entwickelt haben. Ich lasse dann immer wieder bei jedem einzelnen Studierenden für mich Revue passieren, was wir in diesen 3 Jahren gemeinsam erlebt haben – Positives wie auch Negatives. Diese Situation ist für mich sehr motivierend, denn ich bin stolz, die Studierenden (den einen mehr, den anderen weniger) auf diesem wichtigen Lebensabschnitt begleitet zu haben. Neben fachlicher Kompetenzentwicklung sehe ich meine Aufgabe auch darin, bei der persönlichen und sozialen Kompetenzerweiterung zu unterstützen.

Haben Sie einen Tipp für ein erfolgreiches Studium?

Die Studierenden sollen authentisch bleiben und ihr Studium für sich absolvieren, nicht aufgrund der Erwartungshaltung des sozialen Umfelds. Darüber hinaus ist es wichtig, sich ehrlich, offen und respektvoll gegenüber allen Personen zu verhalten, die ihnen auf dem Hochschulweg begegnen. So legen sie einen Grundstein, welcher auch nach der Hochschulzeit für ein konstruktives Networking essentiell ist.

Was machen Sie, wenn Sie nicht arbeiten?

Ich liebe es, die Freizeit mit meiner Familie zu verbringen. Wir können uns über das Zusammenleben von vier Generationen freuen, mit allen Höhen und Tiefen. Wir genießen die gemeinsame Zeit und haben u. a. viel Spaß am Kochen sowie Gärtnern. Sobald Urlaubszeit ist, gehen wir gerne auf Reisen und erkunden die schönen Orte unserer Erde.