Künstliche Intelligenz und Kfz-Schilder

Modul für Lernplattform zu Digitalisierung in Mannheim entwickelt

Langsam, umständlich, altmodisch. Mit diesen starken Vorurteilen und Vorwürfen sieht sich der öffentliche Sektor immer wieder – oft auch zu Recht – konfrontiert. Nicht zuletzt durch die Corona-Pandemie war plötzlich ein Mehr an Flexibilität und digitalen Angeboten notwendig. Die digitale Transformation bietet hier Chancen für Veränderung. Durch das OZG, das Online-Zugangsgesetz, ist Digitalisierung inzwischen in weiten Bereichen Pflicht. Bis Ende 2022 müssen laut Gesetzgeber die meisten öffentlichen Leistungen online verfügbar sein. Das ist sportlich und viele Akteur*innen arbeiten mit Hochdruck an der Umsetzung. Entscheidend dafür: Die Mitarbeitenden brauchen die richtigen Kompetenzen. Deshalb hat Professor Dr. Ralf Daum, Studiengangsleiter BWL-Öffentliche Wirtschaft, von der DHBW Mannheim mit mehreren Kolleg*innen aus dem Rhein-Neckar-Gebiet das Modul „Gestaltung der digitalen Transformation in der öffentlichen Verwaltung am Beispiel des OZG“ als Teil der Lernplattform eGov-Campus entwickelt. Damit soll unter anderem auch die Umsetzung des OZG unterstützt werden.

Wie können Prozesse durch digitale Transformation verbessert werden?

„Digitalisierung ist wie Wetter, sie kann gut oder schlecht sein“, sagt Professor Daum. Eine schlechte Art der Umsetzung der Digitalisierung sei es, bestehende Prozesse 1:1 ins Digitale zu übertragen. Wenn man einen schlechten Prozess einfach nur digitalisiere, werde daraus eben ein schlechter digitaler Prozess, und im schlimmsten Fall würden dadurch umständliche und hinderliche Strukturen noch verfestigt. Die Chance der Digitalisierung sieht Daum darin, für Nutzende einen Mehrwert zu generieren. Er erläutert dies an einem Beispiel: Die Kfz-Zulassung war ehemals immer mit umständlichen Wegen verbunden und ist nun digital möglich, ohne dass man dazu persönlich bei der der Zulassungsbehörde erscheinen muss. Ein zusätzlicher Mehrwert wäre die auf der Website im Formular integrierte Beantragung von Wunsch-Kennzeichen.

Was ist der eGov-Campus?

Der eGov-Campus bietet Bildungsangebote auf Hochschulniveau rund um das Thema E-Government und Verwaltungsinformatik. Es handelt sich dabei um eine Website, auf der sich jeder kostenlos für Online-Module rund um das Thema Digitalisierung im öffentlichen Sektor anmelden kann.

Mit dem Modul „Gestaltung der digitalen Transformation in der öffentlichen Verwaltung am Beispiel des OZG“ kommt ein ganzheitlicher Grundlagenkurs hinzu. Zielgruppen sind sowohl Mitarbeiter*innen im öffentlichen Sektor als auch Master-Studierende. Die Kurse richten sich grundsätzlich an digitale Neulinge mit Verwaltungs-Know-how, sind aber auch interessant für Personen, die beispielsweise schon IT-Wissen mitbringen, sich aber besser in den Prozessen der öffentlichen Verwaltung zurechtfinden wollen.

Wer ist an der Umsetzung des Projektes beteiligt?

Am Modul beteiligt sind einige Köpfe aus der Rhein-Neckar-Region: Neben Prof. Dr. Daum sind dies Prof. Dr. Margrit Seckelmann, Prof. Dr. Michael Hölscher und Dr. Rubina Zern-Breuer von der Deutschen Universität für Verwaltungswissenschaften Speyer (DUV) und Marco Brunzel von der Metropolregion Rhein-Neckar (MRN). Für die Umsetzung wurden zusätzlich zwei wissenschaftliche Mitarbeiter*innen eingestellt: René Kubach an der DHBW Mannheim und Derya Catakli in Speyer an der DUV.

Das Modul aus der Metropolregion Rhein-Neckar: „Gestaltung der digitalen Transformation in der öffentlichen Verwaltung am Beispiel des OZG“

Das Modul, das u. a. Prof. Dr. Daum betreut, ist darauf ausgelegt, mit 5 ECTS in einen Master-Studiengang eingebunden zu sein, und wird sich in 5 Bausteine gliedern. Bereichsübergreifend werden die Grundlagen digitaler Transformation im öffentlichen Bereich vermittelt:

  1. Staat: Welche Rahmenbedingungen gibt der Staat vor? Wo liegen die Unterschiede zwischen Veränderungsprozessen in der Privatwirtschaft und in Staat und Verwaltung?
  2. Recht: Wie sieht die rechtliche Grundlage aus? Welche Herausforderungen bietet z. B. das föderale System? Was sieht das OZG vor?
  3. Technik: Welche Technologien sind in der digitalen Transformation für Behörden hilfreich und wie lassen sich z. B. Smart Cities, das Internet der Dinge oder digitale Identität einsetzen? Es wird erklärt, wie man Problemstellungen so formuliert, dass Sie für K.I. lösbar werden.
  4. Innovation: Welche Strukturen helfen dabei, Innovationen zu entwickeln? Wie nutzt man Design Thinking, agile Methoden, wie z. B. SCRUM, und physische Innovationsräume, um frische, nutzungsorientierte Lösungen zu finden?
  5. Kompetenzen/Change: Wie können Veränderungen in den Strukturen öffentlicher Verwaltungen implementiert werden? Dem digitalen Wandel und den einhergehenden Veränderungen der Arbeitswelt soll auch im öffentlichen Dienst Rechnung getragen werden. Kursteilnehmer*innen lernen zu erkennen, welche aktuell wichtigen Kompetenzen bei den Mitarbeitenden vorhanden sind und wo Lücken bestehen. Das Modul soll u. a. konkrete Übungen dazu bieten, wie man Mitarbeitende richtig einschätzen und mit Ängsten und Vorbehalten arbeiten kann.