presse @dhbw-mannheim.de
Bei Presseanfragen
wenden Sie sich bitte an:
Handels-Professor mit kompletter DHBW-Laufbahn
Prof. Dr. Marc-Daniel Moessinger im Interview
Marc-Daniel Moessinger unterstützt seit März die DHBW im Studiengang BWL - Handel. Aber sein gemeinsamer Weg mit der DHBW geht noch viel weiter zurück. Denn für den gebürtigen Schwetzinger ist die Anstellung in Mannheim auch eine Heimkehr. Als die DHBW Mannheim noch Berufsakademie Mannheim hieß, studierte er hier bereits BWL im Schwerpunkt Handel mit der real,- SB-Warenhaus GmbH als Dualem Partner. Weiter ging es dann mit dem Diplom-Studium VWL an der Universität Heidelberg.
Da das Thema Lehre ihn bereits früh interessierte, begann er über die Vermittlung seines heutigen Kollegen, Professor Alexander Hennig schon parallel zu seinem Studium als Dozent an der damaligen Berufsakademie Mosbach und später an der DHBW Mannheim zu unterrichten. Die Promotion folgte am Lehrstuhl von Professor Lars Feld an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg im Breisgau. Seit 2016 lehrt er nebentätig an der DHBW Stuttgart zusätzlich Wirtschaftspolitik und Geld und Währung.
Als Researcher arbeitete er hauptberuflich ab 2010 für sechs Jahre beim Leibnitz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) in Mannheim und von 2017 bis 2022 in verschiedenen Positionen beim Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA). Hier ging es vor allem darum, Unternehmen zum Thema Industrie 4.0 zu vernetzen und den zwischenbetrieblichen Austausch zu organisieren.
Welche Veranstaltungen bieten Sie an und was kann man bei Ihnen lernen?
Meine Veranstaltungen teilen sich in die zwei Schwerpunkte Volkswirtschaftslehre und quantitative Methoden. Das Interessante an beiden Bereichen ist natürlich, die Grundlagen so zu legen, dass man bei den Studierenden Interesse weckt. Das sind Fächer, bei denen nicht alle im ersten Moment „Hurra“ schreien, weil sie sich damit beschäftigen müssen. Aber es sind beides enorm interessante Bereiche. Insbesondere die Statistik ist gerade sehr aktuell, wenn man bedenkt, wie viele Daten und Interpretationen mit Bezug auf die Corona-Pandemie in den Medien kursieren. In einer solchen Vorlesung bekommt man die grundlegende Kompetenz vermittelt, diese Zahlen korrekt einzuordnen und zu verstehen. Meine Motivation ist also, gerade diese Grundlagenfächer so zu gestalten, dass man auch für seinen Alltag etwas mitnimmt.
Auch in den höheren Semestern ist es in der VWL interessant, in den Austausch zu aktuellen volkswirtschaftlichen Fragen zu gehen. Aktuell hochspannende Fragen sind doch: Wie wirken die Sanktionsmaßnahmen, die sich auf den Rubel beziehen und welche Auswirkungen hat das auf Deutschland? Wie kann die EZB die Inflation bekämpfen und wie sind verschiedene Maßnahmen zu bewerten? Oder auch: Was ist der Sinn einer staatlichen Schuldenbremse? Was spricht für oder gegen eine Lockerung? Gerade diese Themen kann man im 5. und 6. Semester hervorragend mit den Studierenden besprechen, da sie bereits die Grundlagen durchlaufen haben. Bei diesem Austausch einen wissenschaftlichen Anspruch hochzuhalten, finde ich enorm spannend.
Was ist für Sie das Besondere an der Dualen Hochschule?
Für mich ist das Besondere, was unsere dual Studierenden im Vergleich zu anderen Studierenden aus der Praxis mitnehmen und in welch einer frühen Phase ihrer Karriere sie diese Erfahrungen machen. Das betrifft zum Beispiel das Verhalten und die Selbstorganisation im Arbeitsalltag. In den Praxisphasen lernt man sehr schnell die Dos und Don’ts im professionellen Umgang mit Kollegen*innen und Führungskräften. Auch eine gewisse Arbeitsmoral und das Taktieren im Hinblick auf Positionen und Verhandlungen im Unternehmen erfahren dual Studierende früh und verinnerlichen es dadurch gut. Das habe ich sowohl selbst als Student erlebt, als auch bei den Studierenden, die ich bisher begleiten durfte.
Als Lehrender ist das Besondere für mich die enge Interaktion mit den Studierenden in den kleinen Kursen. Das ist ein großer Vorteil zu anderen Hochschulen. In einem Hörsaal mit maximal 30 Studierenden kann ich viel besser auf individuelle Fragen eingehen und bekomme ein direktes Feedback von den Studierenden.
Was reizt Sie an Ihrer Aufgabe? Haben Sie sich ein bestimmtes Ziel gesetzt?
Meine persönliche Herausforderung ist: Die Studierenden studieren schwerpunktmäßig weder Statistik noch Mathematik noch VWL, sondern Betriebswirtschaftslehre für den Handel. Meine Fächer sind für sie begleitende, aber dennoch sehr wichtige Fächer für umfassend ausgebildete Betriebswirte. Dort interessante Aspekte aufzuzeigen und den Studierenden meine Begeisterung für diese Themen und die Relevanz der Inhalte sowohl für ihren Berufsalltag als auch im privaten Umfeld näher zu bringen, reizt mich und ist mein Ehrgeiz.
Als Ziel habe ich mir gesetzt, den Einsatz quantitativer Methoden in Projekt- und Abschlussarbeiten zu steigern. Ich wünsche mir, dass durch meine Veranstaltungen noch mehr Studierende statistische Verfahren in ihren Abschlussarbeiten anwenden und daraus Ergebnisse ableiten.
Inwiefern können Studierende von Ihrem beruflichen und wissenschaftlichen Know-how profitieren?
In meinen Tätigkeiten für den VDMA hatte ich intensiv teil am Austausch in der Industrie. Wir organisierten Veranstaltungen, bei denen konkrete Probleme und Innovationen zum Beispiel im Bereich Industrie 4.0 behandelt wurden. Durch diese Verbandsarbeit habe ich somit nicht nur Einblicke, wie ein bestimmtes Unternehmen die digitale Transformation vorantreibt, sondern einen breiten Überblick zu Herausforderungen und Vorgehensweisen.
Bei volkswirtschaftlichen Fragestellungen profitieren Studierende von der sehr anwendungsorientierten Ausbildung während meiner Zeit am ZEW. Hier wird Volkswirtschaftslehre nicht abstrakt in Modellen und im berühmten „Elfenbeinturm“ behandelt, sondern immer mit Blick auf reale Herausforderungen und Umsetzungsgrenzen. Da am ZEW überwiegend empirisch gearbeitet wird und auch meine Promotion entsprechend ausgerichtet war, kann ich in den Statistikfächern viele Anwendungsbeispiele für unterschiedliche Methoden und deren Vor- und Nachteilen einbringen.
In welchen Bereichen würden Sie gern forschen?
In meiner Promotion habe ich mich mit staatlichen Schuldenbremsen und deren Wirkung auseinandergesetzt. Dieses Thema ist nach wie vor sehr aktuell, so dass ich mir gut vorstellen kann, mit den ehemaligen Kollegen am ZEW hierzu weiter zu forschen. Ein anderes spannendes Thema ist die volkswirtschaftliche Bedeutung der Digitalen Transformation für den Handel. Durch die enge Kooperation von Unternehmen und unserer Hochschule gibt es hier viele spannende Forschungsfragen, die auch gemeinsam mit Studierenden bearbeitet werden können. Viele andere Hochschulen beneiden uns um diese Praxiskontakte und Informationen. Jetzt liegt es an uns, diesen Schatz zu heben.
Haben Sie einen Tipp für ein erfolgreiches Studium oder auch außerhalb der Lehre?
Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass Entwicklung nicht unbedingt eine gerade Linie ist, sondern Karrierewege unterschiedlich und vielfältig sind. Wichtig ist es, die Dinge, die man macht, mit Interesse anzugehen und das jeweils Beste zu geben. Dann folgen daraus weitere Möglichkeiten und oft auch Dinge, an die man ursprünglich noch gar nicht gedacht hat.
Was machen Sie, wenn Sie nicht arbeiten?
Meine Frau und ich haben zwei kleine Kinder, die uns in unserer Freizeit hervorragend beschäftigen. Dazu bringe ich mich in der Jugendarbeit ein und bin in meiner Heimatgemeinde politisch engagiert. Um dann den Kopf freizubekommen, steige ich gerne aufs Rad.
Wir bedanken uns bei Ihnen für das Interview und wünschen Ihnen weiterhin viel Erfolg in Ihrer Tätigkeit bei uns!
Ich bedanke mich für das Interview!