Entropie, verstanden?

Interview mit neuem Maschinenbau-Professor Jan Vogt

Professor Jan Vogt hat alles im Gepäck für eine erfolgreiche anwendungsorientierte Lehrtätigkeit. Er studierte Maschinenbau an der TU Darmstadt, wo er auch im Anschluss promovierte und Diplomarbeiten betreute. In seinem Forschungsprojekt beschäftigte er sich mit einem neuen Messverfahren zur Messung von Temperatur und Geschwindigkeit, dessen Ergebnisse er in seiner Dissertation „Entwicklung neuartiger Particle Image Thermometry Methoden zur hochauflösenden Messung von Temperatur- und Geschwindigkeitsfeldern in Flüssigkeiten“ darlegte. Im Anschluss war er 8 Jahre lang als Entwicklungsingenieur bei der GE Power GmbH (General Electric, ehemals Alstom) tätig, wo er Berechnungsmodelle und -methoden für die Lebensdauerberechnung von Dampfturbinen entwickelte. In dieser Zeit entstanden erste Kontakte zur DHBW Mannheim. Einerseits war er betrieblicher Betreuer für duale Studierende bei GE, andererseits lehrte er als externer Dozent an der DHBW Mannheim im Fach Thermodynamik. Auf diese Weise lernte er nicht nur die DHBW Mannheim als Arbeitgeberin kennen und schätzen, er entdeckte auch seine Leidenschaft für die Lehre, die er nun als hautamtlicher Professor ausleben kann. 

Herzlich willkommen an der DHBW Mannheim, Herr Prof. Vogt. Die Hochschule befindet sich im Ausnahmezustand. Wie lief der Start in dieser außergewöhnlichen Zeit?

Vielen Dank! Es lief sehr ruhig. Die Flure sind noch sehr leer, Studierende sind nur für Prüfungen am Campus und auch mit den Kolleg*innen tauschen wir uns überwiegend online aus. Ansonsten ist der Start wie bei jedem anderen neuen Job. Ich muss mich erst einmal einarbeiten, zumal ich in den letzten 1,5 Jahren keine Vorlesung gehalten habe. Momentan bereite ich Material für meine nächsten Vorlesungen vor und zwar so, dass man sie für eine Präsenz- oder für eine Online-Vorlesung nutzen kann. Wir wissen ja noch nicht, wie es dann im Wintersemester weitergeht. Mein Schwerpunkt liegt bei Veranstaltungen zu Thermodynamik und Verfahrenstechnik für Studierende ab dem 2. Studienjahr.

Natürlich müssen Sie jetzt erst einmal ankommen und die Herausforderungen der Corona-Zeit in der Lehre stemmen. Aber planen Sie etwas Konkretes für Ihre Forschungsarbeit?

Es ist, wie Sie sagen. Momentan findet sich leider kein Zeitfenster dafür. Aber sehr gern würde ich mich tiefer mit Themen beschäftigen, die den Studierenden einen Mehrwert bieten. Dazu gehört auch das zukunftsträchtige Energy Harvesting, bzw. Energy Harvester, also kleinste Energiewandler, wie z. B. Uhren, die sich durch Armbewegungen selbst aufziehen. Wobei ich mich meinem Arbeitsgebiet entsprechend auf thermisch betriebene Energiewandler fokussieren würde. Diese können aus minimalen Temperaturunterschieden genug elektrische Energie zur Verfügung stellen, um beispielsweise kleine Sensoren und Messgeräte zu betreiben. In dem Bereich könnten auch Studierende kreativ werden. Hierfür kann ich mir Kooperationen mit dualen Partnerunternehmen vorstellen. Eine weitere Idee wäre die Forschungstätigkeit rund um Elektronikkühlung. In beiden Forschungsbereichen lässt sich das Wissen, das im Themenfeld „Thermodynamik“ gelehrt wird, hervorragend einsetzen. So kann die Theorie mit aktuellen Themen verbunden und ergänzt werden.

Inwiefern können Studierende von Ihrem beruflichen und wissenschaftlichen Know-how profitieren? Was macht Sie als Professor aus?

Die Thermodynamik ist ein sehr theoretisches Fach und es ist nicht immer leicht, einen Praxisbezug herzustellen. Doch genau das ist mein Ziel: Ich möchte die Lehre spannend und beispielhaft gestalten. Dafür kann ich auf viele Praxisbeispiele aus meiner Zeit bei GE zurückgreifen und zusätzlich zu den Lehrbüchern Informationen geben. Mir ist es außerdem wichtig, Studierende dort abzuholen, wo sie stehen – im Gegensatz zu anderen Hochschulen bietet die DHBW Mannheim mit den kleinen Kursgrößen genau dafür ideale Voraussetzungen.  

Das duale Studienmodell bringt für Studierende einige Vorteile mit sich. Die kleinen Kursgrößen haben Sie eben bereits angesprochen. Was ist für Sie außerdem das Besondere an der DHBW Mannheim? 

Neben dem starken Praxisbezug, dem intensiven Austausch zwischen Studierenden und Lehrenden und dem damit einhergehenden direkten Feedback, freue ich mich sehr über die motivierten und disziplinierten Studierenden, mit denen ich an der DHBW Mannheim zusammenarbeite. Durch das Auswahlverfahren der dualen Partner, die intensive Beschäftigung der Studieninteressierten mit der Studienrichtung und dem dualen Partnerunternehmen vor Studienbeginn und die frühe Konfrontation der Studierenden mit dem beruflichen Alltag haben wir überwiegend Studierende, die schon genau wissen, worauf sie sich einlassen und warum es sich lohnt, im Studium am Ball zu bleiben.

Was reizt Sie an Ihrer Aufgabe? Welchen Herausforderungen sehen Sie sich gegenüber? 

Ich sehe in meiner Professorentätigkeit eine sehr verantwortungsvolle Aufgabe, da wir den Grundstein dafür legen, dass Studierende ihren eigenen Job kompetent ausführen können. Reizvoll bleibt er, weil man immer wieder mit neuen Studierenden zusammenarbeitet, immer wieder neues Feedback bekommt und auf diese Weise auch selbst weiterkommt. Eine Herausforderung sehe ich tatsächlich in der Online-Lehre, da man hier nicht so einfach wie im Präsenzstudium mit den Studierenden interagieren kann. Man muss das Aufmerksamkeit und die Motivation der Studierenden mit einem höheren Aufwand erzeugen. Daher stelle ich mir in Vorbereitung auf die Vorlesungen die Frage, wie ich die Inhalte so aufbereiten kann, dass sie für die Studierenden attraktiv sind.  

Was bereitet Ihnen in Ihrer Arbeit als Professor Freude? 

Es gibt in der Thermodynamik den Begriff „Entropie“. Dabei handelt es sich um eine thermodynamische Zustandsgröße, die nicht leicht zu erfassen ist. Für mich ist es ein absolutes Erfolgserlebnis, wenn jemand verstanden hat, worum es dabei geht. Oder auch, wenn ich mir vorstelle, dass Studierende ihr Wissen mit Begeisterung weitergeben. Schließlich gewinnt man im Studium auch zahlreiche wertvolle Erkenntnisse für den Alltag.

Gibt es etwas, das Sie Ihren Studierenden mit auf den Weg geben möchten (außerhalb der Lehre)?

Ob im Studium oder in anderen Lebensbereichen, ich finde es sehr wichtig, immer neugierig zu bleiben und sich auch außerhalb der vorgetrampelten Pfade zu bewegen. Kritisch hinterfragen und Initiative zeigen, so können neu Ideen entstehen und man entwickelt sich weiter. 

Was machen Sie, wenn Sie nicht arbeiten? 

Ich verbringe Zeit mit meinen 3 Kindern, was in der Corona-Zeit mit Homeschooling natürlich noch intensiviert wurde. Ansonsten treibe ich gern Sport, z. B. gehe ich Rudern auf dem Neckar – am liebsten im Vierer.