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Ein Physiker in der Informatik
Der neue Professor Dr. Holger Gerhards baut Brücken zwischen den Disziplinen
Zunächst überraschend, dann doch passend und von klarem Mehrwert für Mannheimer DHBW-Studierende: Der Werdegang von Prof. Dr. rer. Nat. Holger Gerhards. Nach seinem Physik-Studium in Jena zog es ihn an die Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg, wo er während seiner Promotion am Institut für Umweltphysik einem sehr praktischen Teil der Physik nachgehen konnte. Sein wissenschaftlicher Fokus lag auf der numerischen Modellierung sowie Grundlagenexperimenten des Georadars für die Anwendung in der Bodenphysik, bevor er sich inhaltlich umorientierte und 2009 als Programmierer selbstständig machte. Auch die Winkler AG in Heidelberg gehörte zu seinen Auftraggebern, in der eine DHBW-Alumna angestellt war. Sie vernetzte Dr. Gerhards mit der DHBW Mannheim, wo er seit 2013 als Dozent lehrte – bis er sich entschied, zu 100 % an der DHBW Mannheim einzusteigen und am 1. Mai 2021 seine Professur in der Informatik antrat.
Herzlich willkommen an der DHBW Mannheim, Herr Prof. Dr. Holger Gerhards! Sie kannten die DHBW Mannheim schon lange als externer Lehrbeauftragter. Warum haben Sie sich für eine Professur an der DHBW Mannheim entschieden?
Vielen Dank! Als Doktorand hatte ich erste Erfahrungen in der Lehre gesammelt und war froh, dass ich diese als Dozent ausbauen konnte. Inhaltlich lernt man immer etwas dazu. Aber ich war ja auch als Programmierer tätig und hatte zwei große Projekte am Laufen, die ich zuverlässig zu Ende bringen wollte: Bei dem einen ging es um die Entwicklung eines ERP-Systems, bei dem anderen um softwaretechnische Unterstützung in der Landwirtschaft. Das Timing der ausgeschriebenen Stelle an der DHBW Mannheim war sehr passend, da meine Projekte an einem Punkt waren, an dem ich zeitliche Kapazitäten frei hatte. An der DHBW Mannheim habe ich gemerkt, wie viel Freude es mir bereitet, Themen zu vermitteln, für die ich mich begeistern kann. Ich habe z. B. Mathematikvorlesungen und -tutorien gehalten, aber auch Vorlesungen zu Betriebs- und Verteilten Systemen oder zu Datenanalyse. Außerdem lernt man selbst vieles und man begegnet sehr unterschiedlichen Studierenden aus unterschiedlichen Branchen, was die Arbeit abwechslungsreich gestaltet. Auch schon als Dozent hat mir die Firmennähe gefallen und dass man durch Studien- und Bachelor-Arbeiten einen Einblick bekommt, wie Unternehmen arbeiten.
Ab 1. Oktober wird sich Ihre Aufgabe noch einmal etwas verändern, denn Sie übernehmen die Studiengangsleiterfunktion in der Studienrichtung Informationstechnik.
Genau, da kommen zur Lehrtätigkeit noch koordinative Aufgaben hinzu und ich werde Ansprechperson für Studierende, externe Dozent*innen, Kolleg*innen und Firmenvertreter*innen sein. Ich freue mich schon auf den Austausch und die verschiedenen Perspektiven der jeweiligen Personengruppen. Dass ich selbst lange Dozent war, ist für meine zukünftige Arbeit mit den Dozent*innen sicherlich hilfreich.
Welche Veranstaltungen bieten Sie an?
Im Studiengang Informatik sind es aktuell Mathematik im 3. und 4. Semester sowie Betriebssysteme und Verteilte Systeme. Außerdem halte ich im Studiengang Wirtschaftsinformatik noch Vorlesungen in den Modulen Kommunikations- und Betriebssysteme sowie Datenstrukturen und Algorithmen.
Haben Sie sich für Ihre Lehrtätigkeit ein bestimmtes Ziel gesetzt?
Besonders spannend finde ich bei meinen Inhalten und meiner Aufgabe – und das möchte ich auch meinen Studierenden vermitteln – die Vernetzungen der Gebiete. Gemeinsam mit meinen Studierenden möchte ich erarbeiten, welche Aspekte eines Themengebietes sich vielleicht auch in einem anderen finden, und so ihr Transferwissen stärken. Um das Gelernte zu festigen, ziehe ich aber auch sehr gern Alltagssituationen heran, denn da lassen sich schöne Beispiele und Anwendungsfälle für die Informatik finden.
Inwiefern können Studierende von Ihrem beruflichen und wissenschaftlichen Know-how profitieren?
Für Physiker*innen ist es ganz typisch, dass sie komplexe Sachverhalte auf ein Einfaches herunterbrechen und grundlegend Dinge verstehen wollen. Warum sind sie da? Warum funktionieren sie so und nicht anders? Diese grundlegende Herangehensweise an Probleme möchte ich meinen Studierenden beibringen, denn so lernen sie Problemlösungsansätze modellartig kennen und können sie auf andere Situationen übertragen. Aus meiner Selbstständigkeit kann ich ihnen z. B. einige Praxisbeispiele liefern, aber auch mitgeben, wie wichtig offene Kommunikation, gegenseitiges Verständnis und Gemeinschaftlichkeit ist.
Würden Sie gern forschen und wenn ja, in welchem Bereich?
Mein Fokus liegt momentan auf der Lehre, aber wenn, dann würde ich gern Web-Projekte zur Unterstützung der Lehre umsetzen, z. B. Plattformen für den Austausch und zum Üben, und das in der Hochschule integrieren. Auch Studienarbeiten zu dem Thema wären denkbar. Einen ähnlichen Ansatz findet man ja bereits beim Digital Learning Center. Ansonsten bin ich auch offen für gemeinsame Projekte mit Kolleg*innen.
Haben Sie einen Tipp für ein erfolgreiches Studium?
Mir hat es immer sehr geholfen, mich mit anderen in Gruppen zusammenzufinden. Wir haben uns gegenseitig Tipps für einen möglichen Lösungsweg gegeben und zusammen Wissen erarbeitet. Außerdem möchte ich alle Studierenden einladen, während oder auch mal direkt nach den Vorlesungen Fragen zu den besprochenen Inhalten zu stellen. Das bringt einen am schnellsten weiter.
Gibt es etwas, das Sie Ihren Studierenden außerhalb der Lehre mit auf den Weg geben möchten?
Egal, wo man hingeht, es gibt immer etwas Spannendes zu entdecken oder zu erfahren. Vor allem, wenn man Personen trifft, die ihre Sache mit Leidenschaft machen, kann es auch für einen selbst toll sein, denn dieser Enthusiasmus überträgt sich. Daher bin ich sehr für Offenheit gegenüber neuen Dingen – auch wenn sie im ersten Augenblick noch so fremd erscheinen.
Was machen Sie, wenn Sie nicht arbeiten?
Ich betreibe schon seit vielen Jahren Taekwondo, auch als Trainer beim Unisport und bei der Taekwondo Akademie in Heidelberg. Vor Corona war es noch etwas intensiver, aber momentan schaffe ich es etwa 2 Mal pro Woche. Das ist ein toller Sport, denn er bewegt den ganzen Körper und ist koordinativ anspruchsvoll, daher auch für den Kopf fordernd. Man kann ihn allein trainieren, aber auch mit anderen und stärkt so die Gemeinschaftlichkeit. In Korea war ich auch schon 3 Mal, das war eine tolle Erfahrung.
Vielen Dank und alles Gute, Herr Prof. Dr. Gerhards!