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Digital und international im Supply Chain Management
Prof. Dr. Nils-Ole Hohenstein setzt auf innovative und explorative Lehre
Prof. Dr. Nils-Ole Hohenstein hat in seinen 34 Lebensjahren schon zahlreiche Stationen durchlaufen. Er hat unterschiedliche Länder und Kulturen kennengelernt, in mittelständischen und großen, globalen Unternehmen nachhaltig agiert. Diese Perspektivenwechsel haben ihn nicht nur fachlich auf ein hohes Level gebracht. Mit einem signifikanten, branchenübergreifenden Wissen über unterschiedliche Kunden- und Unternehmensbedürfnisse, aber auch einer hohen Leistungserwartung, unkonventionellen Denkmustern und klaren Wertestrukturen bildet der Professor für Supply Chain Management und Logistik DHBW-Studierende zu zielstrebigen und selbstbestimmten Absolvent*innen mit besten Voraussetzungen für Führungspositionen aus.
Herzlich willkommen, Herr Prof. Dr. Hohenstein. Sie sind seit 1. Oktober Professor im Studiengang BWL - Spedition, Transport und Logistik. Was haben Sie vor Ihrem Ruf an die DHBW Mannheim gemacht?
Vielen Dank! Nach meinem Bachelor- und Masterstudium entschied ich mich für eine Promotion im Bereich Strategic Supply Chain Management am Lehrstuhl für Supply Chain Management der FAU Erlangen-Nürnberg. Dies beinhaltete eine sehr gute Kombination aus wissenschaftlicher Forschung, interdisziplinärer Lehre sowie praxisorientierter Beratung für Unternehmen. Folglich konnte ich unterschiedliche Branchen kennenlernen, deren differenzierte Herausforderungen und Potenziale analysieren sowie entsprechende Lösungsansätze entwickeln. Meine nächste berufliche Station war die BASF, wo ich verschiedene Positionen und Projekte in den internationalen Bereichen Global Supply Chain Strategy & Operations verantwortete, zuletzt als Executive Assistent des Chief Supply Chain Officers. Nach der Chemie- ging es in die Automobilbranche: Im Geschäftsfeld Trucks des globalen Konzerns Daimler AG war ich im Bereich Supply Chain Network Management u. a. in leitender Funktion tätig.
Und warum haben Sie sich für den Schritt an die DHBW entschieden?
Explorative Lehre und praxisrelevante Forschung wecken in mir große Begeisterung. Das duale Studienmodell bietet die besten Voraussetzungen für eine enge Verzahnung zwischen DHBW und Unternehmenspartnern, ebenso wie eine persönliche, lösungsorientierte Arbeit mit den Studierenden. Beruflich und privat war ich sehr viel international unterwegs, habe unterschiedliche Länder und (Unternehmens-)Kulturen kennengelernt. Ich weiß, wie mittelständische und große Unternehmen ticken und ihre Entscheidungen treffen. Daher kann ich meine umfassende fachliche Praxiserfahrung mit aktuellen Trends und zukünftigen Entwicklungen der Partnerunternehmen in moderne und interaktive Lehrkonzepte integrieren. Das Fundament erstklassiger Lehre ist einschlägige und branchenübergreifende Berufserfahrung. Dazu ist es mir wichtig, zentrale Werte wie Toleranz, Offenheit, Respekt und Diversity weiterzugeben.
Welche Veranstaltungen bieten Sie an, was kann man bei Ihnen lernen und was davon finden Sie besonders spannend?
Dazu gehören u. a. die Vorlesungen International Supply Chain Management, Developing Logistics Strategies, Automobillogistik und Unternehmensführung. Mein Fokus liegt dabei vor allem auf Digitalisierung und Technologien in Supply Chain Management & Logistik. Hochdynamische Märkte mit kurzen Produktlebenszyklen, der globale Wettbewerb und die Erschließung aufstrebender Märkte stellen Industrien und Unternehmen vor große Herausforderungen. Digitale Technologien sind Impulsgeber und wirtschaftliche Wachstumstreiber zugleich – sie besitzen die Macht, etablierte Wettbewerbsspielregeln branchenübergreifend neu zu schreiben, ganz gemäß Schumpeters Prozess der schöpferischen Zerstörung. Dabei gilt es, die Gestaltungs- und Handlungsempfehlungen differenziert zu betrachten – je nach Branchenumwelt, externen Einflussfaktoren und unternehmensinternen Kernkompetenzen. Als Resultat arbeiten wir ausführlich mit interaktiven Best-Practice-Fallstudien und projektbasiertem Lernen, um z. B. Fragestellungen nach neuen disruptiven Geschäftsmodellen zu beantworten, in denen Supply Chain & Logistik eine wesentliche Bedeutung besitzt. Hochaktuell ist natürlich auch der Einfluss von COVID-19 auf die Technologienutzung und Prozesse im Wertschöpfungsnetzwerk, um durch effektives Risikomanagement die Supply Chain & Logistik resilient und krisenfest zu gestalten. Wir führen aber auch Strategieanalysen und -formulierungen entlang der Wertschöpfungsketten durch oder bewerten Potenziale aufstrebender, neuer Technologien. Ziel des modernen Lehrkonzepts ist es, das selbstständige Lernen und Entscheiden der Studierenden zu fördern. Fachliche, soziale aber auch digitale Kompetenzen und Präsentationsfähigkeiten werden nachhaltig entwickelt. Das Tolle am dualen Studium ist, dass wir mit den Studierenden konkrete Konzepte entwickeln können, die sie dann in ihre Partnerunternehmen tragen. Wir sehen in der Forschung Trends und können sie auf die Bedarfe und Rahmenbedingungen der Dualen Partner anpassen. Dafür ist der Austausch mit den Partnerunternehmen enorm wichtig.
Haben Sie sich für die Lehrtätigkeit ein bestimmtes Ziel gesetzt?
Neugier und Begeisterung der Studierenden zu fördern sowie mit zielgerichteter, praxisnaher Lehre Wissen verständlich zu vermitteln! Herausragende Supply Chain & Logistikprozesse sind ein signifikanter Differenzierungsfaktor im weltweiten Wettbewerb. Ich wünsche mir, dass meine Studierenden die Potenziale und Auswirkungen der Digitalisierung in diesem Zusammenhang verstehen und lösungsorientiert anwenden können. So sind Supply Chain Strategie und digitale Strategie interdependent, haben eine direkte Auswirkung auf die unternehmerische Wettbewerbsfähigkeit. Demzufolge analysieren meine Studierenden Problemstellungen, entwickeln eigene Ideen, gestalten Prozesse, arbeiten problemlösungsorientiert, treffen eigene Entscheidungen und werden dafür anwendungsbezogen ausgebildet. Team- und Kommunikationsfähigkeit ist ein weiterer Aspekt: Die Studierenden lernen in Gruppen zu arbeiten und auf Augenhöhe zu kommunizieren. Damit einher gehen eine gewisse Kultur und ein Wertekanon, der mir wichtig ist und den ich meinen Studierenden vermitteln möchte. Denn auch mit Werten wie Pioniergeist, Fehlertoleranz und interkultureller Vielfalt werden Veränderungen nachhaltig vorangetrieben. Und ein letzter sehr wichtiger Punkt: Ich möchte die wissenschaftlichen Kompetenzen fördern und fordern, um analytisches Denkvermögen und Entscheidungsfähigkeiten zu schulen. Klassische, rein wissensvermittelnde Formate reichen hier nicht aus. Mein Anspruch an die Studierenden ist sehr hoch, das merken sie nicht zuletzt an der Tatsache, dass die Vorlesungen auf Englisch gehalten werden.
Möchten Sie Ihre Forschungsarbeit ebenfalls fortführen?
Ja, sehr gerne. Zumal wir noch am Anfang der Digitalisierung von globalen Wertschöpfungsketten stehen. Die kooperative Forschung bietet ein enormes Potenzial für Digitalisierungsthemen. Beispielsweise können klein- und mittelständische Unternehmen mittels effektiver digitaler Transformation – trotz meist knapper Ressourcen – neue Geschäftsmodelle entwickeln, kundenorientierter arbeiten und Prozesseffizienzgewinne erzielen. Eine klare digitale Agenda mit priorisierten Maßnahmen, schnellen Entscheidungsprozessen und fundierter Mitarbeiterqualifizierung unterstützen häufig bei einem Ausbau der Wettbewerbsfähigkeit. Gleiches gilt natürlich auch für Großunternehmen: Schlagworte sind beispielsweise „agile Prozesse“, „unternehmerisches Denken und Handeln“ und die Einfach-mal-machen-Mentalität. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Co-Kreation und Zusammenarbeit zwischen Unternehmen und Forschungskompetenzzentren, um einen offenen Erfahrungs- und Ideenaustausch zu digitalen Technologien in Supply Chain & Logistik zu betreiben. Hier würde ich gerne ansetzen und freue mich, meine fundierte Projektleitererfahrung einzubringen.
Gibt es etwas, das Sie Ihren Studierenden mit auf den Weg geben möchten?
Wir haben sehr viele Möglichkeiten, uns zu verwirklichen. Daher möchte ich jeder*m raten, sich regelmäßig zu fragen: Tue ich das, was mich begeistert oder tue ich es nur, weil ich es muss? Schließlich verändern sich Menschen, der Charakter ebenso wie die Wertesysteme. Ganz nach dem Motto „Love it, change it or leave it!“ sollte jede*r den Mut haben, die eigene Komfortzone zu verlassen und auch mal unkonventionelle Entscheidungen zu treffen. Es sollte nicht immer darum gehen, anderen alles rechtzumachen, sondern darum, mit Zielstrebigkeit und klarer, konstruktiver Meinung für seine Werte und Ideen einzustehen sowie bei anderen unkonventionelle Denkweisen zu stärken.
Was machen Sie, wenn Sie nicht arbeiten?
Diese Zeit ist für meine Frau und unseren Sohn reserviert, der im Kindergartenalter ist. Wir reisen gerne, entweder mit dem Rucksack oder im Campingbus. Unsere Lieblingsziele sind Neuseeland, Australien und diverse europäische Länder. Der Sport darf aber auch nicht zu kurz kommen – Fußball, Bouldern, Fitness oder Laufen stehen auf dem Programm, um im Anschluss etwas Leckeres zu kochen.