"Den Mutigen gehört die Welt"

Der WI-Professor Dr. Michael Eichberg im Gespräch

Sein Arbeitsthema Nummer eins wird noch lange bestehen bleiben. Denn digitale Angriffe, die Sicherheitslücken in Software und Co. ausnutzen, gehören immer mehr zum Alltag von Unternehmen und Institutionen. Die Methoden werden immer ausgefeilter, langweilig wird es nicht. Umso wichtiger ist es, Wirtschaftsinformatiker*innen mit dem nötigen Know-how für sichere Softwareentwicklung auszustatten. 12 Jahre lang hat Prof. Dr. Michael Eichberg bei der Software Technology Group der Technischen Universität (TU) Darmstadt gearbeitet, zu Software Engineering und Qualität in der Software gelehrt und geforscht. Ab 2019 war er beim Bundeskriminalamt angestellt und sich tief mit IT-Forensik und IT Security befasst. Seit 1. Oktober 2023 bringt er all dieses Wissen und seine jahrelange Erfahrung an der DHBW Mannheim ein und zeigt Studierenden der Wirtschaftsinformatik ab dem neuen Semester, wie man qualitativ hochwertige und sichere Software entwickelt.

Herzlich willkommen an der DHBW Mannheim, Herr Prof. Dr. Michael Eichberg. Sie waren lange Zeit an der TU Darmstadt und zuletzt in einer Sicherheitsbehörde tätig. Was ist für Sie das Besondere an der DHBW Mannheim, sodass Sie sich für die Professur in der Wirtschaftsinformatik entschieden haben?

Vielen Dank! Das Besondere an der DHBW Mannheim ist natürlich die Dualität, die sich auf mehreren Ebenen positiv niederschlägt. In meiner beruflichen Laufbahn habe ich die Lehr- und Forschungstätigkeit an einer klassischen Universität kennengelernt und mich über viele Jahre gern damit beschäftigt. Ich war beispielsweise Vertretungsprofessor für Software Engineering an der TU Darmstadt. Übrigens war ich auch Dozent hier am Standort, als die DHBW noch Berufsakademie war, und habe das duale Modell kennen- und schätzen gelernt. Durch den Bewerbungsprozess bei ihren Unternehmen haben sich die Studierenden schon intensiv mit sich selbst, ihrem Studiengang und ihrem Unternehmen auseinandergesetzt, haben andere von sich überzeugt. Die Arbeit mit Studierenden, die wissen, was sie wollen, hat eine besondere Qualität, auf die ich mich sehr gefreut habe. Neben der Lehre ist mir auch die Forschung immer sehr wichtig gewesen. Hier an der Dualen Hochschule sind wir nah an den Unternehmen dran und erfahren, was sie wirklich umtreibt – so können wir zielgerichteter und praxisorientierter forschen.

Was reizt Sie an Ihrer Aufgabe? Haben Sie sich ein bestimmtes Ziel gesetzt?

Mich reizt die Verknüpfung von Theorie und Praxis, also das Behandeln von Themen, die die Studierenden real betreffen. Inhalte, die nicht ganz so einfach zu verstehen sind, möchte ich mit neuen Methoden griffiger gestalten. Hierfür habe ich einige Ideen. Wichtig ist mir auch eine offene Feedback-Kultur, z. B. zu meinen Lehrmaterialien. So kann ich meine Qualität sichern und besser auf die individuellen Bedürfnisse meiner Studierenden eingehen.

Welche Veranstaltungen bieten Sie an?

In WI - Software Engineering, aber auch in anderen WI-Studienrichtungen wie z. B. bei Application Management und E-Health, werde ich u. a. Lehreinheiten zu IT-Sicherheitssystemen und zu Softwareentwicklung mit Verteilten Systemen für Studierende aller Semester anbieten. Es wird sich also um gute und sichere Software bzw. Systeme drehen.

Sind das auch die Themen, zu denen Sie forschen möchten?

Ja, genau – bevorzugt IT-Sicherheit bzw. Software-Sicherheit und verwandte Themen. Mit meinem ehemaligen Arbeitgeber arbeite ich z. B. an einem Projekt zu Passwortsicherheit.

Inwiefern können Studierende von Ihrem beruflichen und wissenschaftlichen Know-how profitieren?

Das Schöne ist, dass ich sehr viele Inhalte, mit denen ich mich in meinem Werdegang beschäftigt habe, hier vermitteln darf. Ich habe selbst Wirtschaftsinformatik studiert, mein Herz aber an die Informatik und Softwareentwicklung verloren und im Bereich Software Technik promoviert. An der TU Darmstadt konzentrierte ich mich auf Software Engineering und Qualität in der Software, beim BKA verlagerte sich der Schwerpunkt auf IT-Forensik und IT-Sicherheit. Ich kann also gut einschätzen, welches Wissen meine Studierenden später brauchen werden und meinen Fokus darauflegen. Aber es gibt auch noch Aspekte über das Fachwissen hinaus: Ich möchte ihnen vermitteln, dass es wichtig ist, die eigenen Grenzen kennenzulernen – bis dahin schaffe ich es allein, ab da brauche ich Hilfe. Sie sollen ein Gespür dafür bekommen, wann sie wo welche Infos herkriegen, um gute sichere Software zu entwickeln. Für eine nachhaltig gute Software ist auch Geduld sehr wichtig: Gründlich nachdenken, sich einarbeiten, prüfen, dann erst machen. Und Effizienz – eine Software-Lösung sollte überzeugend sein. Um all das zu verinnerlichen, möchte ich meinen Studierenden Sicherheit geben und sie mit meiner Erfahrung unterstützen.

Haben Sie einen Tipp für ein erfolgreiches Studium?

Ganz nach dem Motto „Den Mutigen gehört die Welt“: Bitte stellen Sie alle Ihre Fragen – es gibt immer noch jemand anderen im Raum mit der gleichen Frage, der Ihnen dankbar ist. Wenn man etwas nicht verstanden hat, ist es auch eine gute Taktik, eine Nacht darüber zu schlafen und sich am nächsten Tag wieder damit zu beschäftigen. Manchmal macht es dann Klick. In Bezug auf Softwareentwicklung möchte ich raten, hier nicht nur das Produkt zu sehen, sondern immer auch noch die nachfolgende Person, die sich damit beschäftigen wird. Es ist wirklich anstrengend, qualitativ minderwertige Software zu bearbeiten; ein Perspektivenwechsel ist für die eigene Qualitätssicherung und somit eine langlebigere Software hilfreich.

Gibt es etwas, das Sie Ihren Studierenden außerhalb der Lehre mit auf den Weg geben möchten?

Fragen Sie sich: Wofür brenne ich? Machen Sie sich auf die Suche nach dem, was Sie mit Spaß machen, was Sie gut können, was Sie im Leben machen möchten. Es ist schön, wenn sich die Arbeit anfühlt wie Freizeit.

Was machen Sie, wenn Sie nicht arbeiten?

Ich habe eine Familie mit 2 Kindern und genieße es, die Zeit mit ihr zu verbringen.

Vielen Dank und alles Gute, Herr Prof. Dr. Eichberg.