Hier stimmt die Chemie

Im Gespräch mit Prof. Dr. Gutiérrez Landa und Prof. Dr. Wiebe

Einzigartig im Quadrat: Was sich technische Studiengänge immer wieder wünschen, hat die Chemische Technik geschafft: Mannheim ist nicht nur der einzige DHBW-Standort in ganz Baden-Württemberg, an dem der Studiengang gelehrt wird, er erfreut sich auch über eine außerordentliche Frauenquote. So sind über 50 Prozent der Studierenden weiblich. Und seit Frau Prof. Dr. Christine Wiebe im April 2023 an der DHBW Mannheim gestartet hat, zeichnet sich bei den hauptamtlichen Professuren ein ähnliches Bild. Gemeinschaftlich treibt das Team aus Prof. Dr. Arndt-Erik Schael, der den Studiengang aufgebaut hat, Prof. Dr. Izaskun Gutiérrez Landa, die im September 2019 an die DHBW Mannheim gekommen und zusätzlich zu ihrer Lehrtätigkeit zusammen mit Laboringenieur Steffen Röder für die Realisierung des Chemie-Labors verantwortlich war, und Prof. Dr. Christine Wiebe den Studiengang voran und kann nun die steigende Anfrage seitens Dualer Partner und Studieninteressierter bedienen. Im Doppelinterview erzählen Prof. Gutiérrez und Prof. Wiebe von ihren vorherigen beruflichen Stationen und geben Tipps für ein erfolgreiches Studium.

Prof. Gutiérrez Landa, wie verlief Ihr beruflicher Weg bis zu Ihrem Start an der DHBW Mannheim im September 2019?

Ich habe an der Universidad del País Vasco / Euskal Herriko Unibertsitatea (UPV/EHU) in Spanien Chemie studiert und am Ende meines Studiums noch einen Erasmus-Aufenthalt an der Universität Heidelberg absolviert. Das hat mir sehr gut gefallen, denn hier in Deutschland ist das Studium viel praxisorientierter angelegt als in Spanien. Nach meinem Diplom habe ich 2 Jahre lang als Project Leader bei der Freudenberg Forschungsdienste KG gearbeitet. Erst danach entschied ich mich für eine Promotion in Organischer Chemie und erhielt die Möglichkeit dazu an der Universität Heidelberg. Von 2006 bis 2019 war ich dann bei Reckitt in der Forschung und Entwicklung für Reinigungsmittel tätig. Dort habe ich vor meinem Wechsel als Senior Manager die F&E im Bereich Spülmaschinentabletten geleitet. Zusätzlich war ich Coach für junge Menschen in unseren ausländischen Niederlassungen. Je länger ich dort war, desto weniger hatte ich mit Chemie zu tun, dafür aber war das Coaching der Mentees über einen langen Zeitraum möglich. Und das hat mir enorm Spaß gemacht. Daher habe ich angefangen, mich nach einer Stelle in der Hochschullandschaft umzuschauen, und glücklicherweise die an der DHBW Mannheim gefunden.

Haben sich Ihre Vorstellungen von der Arbeit an der DHBW Mannheim bestätigt?

Ja! Die Anfangszeit war zwar sehr anspruchsvoll und intensiv, da ich neben der Lehre auch noch das Labor aufgebaut habe, aber die Zusammenarbeit mit den Studierenden ist toll! Sie sind sehr engagiert und es macht Freude, sie über ihr ganzes Studium hinweg zu begleiten. Man sieht die fachliche Entwicklung und den persönlichen Reifeprozess. Es besteht ein sehr enger Austausch – hier ist niemand nur eine Matrikelnummer. Dadurch, dass der erste Studienjahrgang 2017 angefangen hat, kenne ich alle bisherigen Absolvent*innen der Chemischen Technik. Außerdem freue ich mich, dass es geklappt hat, das Labor zu realisieren. Es ist wirklich sehr gut geworden und die Studierenden finden alles Wichtige, das sie für eine praxisorientiere Lehre brauchen. 

Prof. Dr. Wiebe, Sie haben im April 2023 Ihre Arbeit an der DHBW Mannheim aufgenommen – können Sie den Eindruck Ihrer Kollegin bestätigen?

Absolut, ich habe total viel Spaß. Die Studierenden sind sehr engagiert, motiviert und eigeninitiativ, wodurch die Wissensvermittlung und die Arbeit mit diesen jungen Menschen natürlich eine besondere Qualität bekommt. Und auch meine Anfangszeit ist stressig, da ich viele Vorlesungen halte.

Wie war Ihr beruflicher Werdegang, bevor Sie an unsere Hochschule gekommen sind?

Schon nach dem Abitur hatte ich Chemie und Mathematik auf meiner Prio-Liste ganz oben, entschied mich dann für das Chemie-Studium, weil es praxisorientierter ist. Mich hat es so begeistert, dass ich auch noch eine Promotion draufsetzte. Und dann startete ich meine berufliche Laufbahn bei der BASF SE. Dort hatte ich 11 Jahre lang einen tollen Job in der Wirkstoffforschung mit 3 Stationen: Ich war in der Wirkstoffsuchforschung, Wirkstoffoptimierung und im Isotopenlabor tätig. Bei letzterem stellte ich Wirkstoffe mit einer radioaktiven Markierung her. Im Januar 2021, also mitten in der Corona-Pandemie, hatte ich dann die Gelegenheit, an der Hochschule München Online-Vorlesungen zur Wirkstoffforschung und -entwicklung zu halten. Dabei habe ich gemerkt, wie viel Spaß es mir macht, mit Studierenden zu arbeiten und ihnen Wissen zu vermitteln, und habe mich an Hochschulen beworben. Parallel dazu hatte ich Lehraufträge an der Hochschule Mannheim. An der DHBW Mannheim war auch eine Stelle ausgeschrieben und am 1. April dieses Jahres ging es dann los.  

Haben Sie sich für diese Aufgabe ein bestimmtes Ziel gesetzt?

Ich bemühe mich um eine anwendungsnahe Lehre, die spannend und interessant ist. Außerdem möchte ich die Studierenden dazu begleiten, dass sie mit ihrem Wissen kritisch und eigenständig arbeiten können. 

Welche Veranstaltungen bieten Sie an?

Prof. Wiebe: Ich habe eine schöne Bandbreite. Dazu gehörten seit 1. April die Veranstaltungen Einführung in die chemische Verfahrenstechnik im Studiengang Maschinenbau - Verfahrenstechnik, ebenso wie das Analytik-Praktikum, Wissenschaftliches Arbeiten und die Betreuung von zwei Bachelor-Arbeiten in der Chemischen Technik. Jetzt kommen noch Katalyse und Kinetik, Biochemie und ein Praktikum in Organischer Chemie in der Chemischen Technik sowie die Vorlesung Chemie der Kunststoffe für den Studiengang Maschinenbau dazu. Ich freue mich schon sehr auf die Einheiten zur Biochemie, denn hier geht es darum, chemische Vorgänge in Lebewesen zu verstehen. Dieses Verständnis ist letztendlich die Basis, um auch die Wirkung von Wirkstoffen zu verstehen.

Prof. Gutiérrez Landa: Ich lehre hauptsächlich in den Bereichen Anorganische und Organische Chemie und biete verschiedene Laborveranstaltungen dazu an. Es ist schön mit den Erst- und Zweitsemesterstudierenden – man kann sie ab- und mit ins Boot holen. Für den Studiengang Maschinenbau - Verfahrenstechnik halte ich auch Chemie- und Verfahrenstechnik-Vorlesungen, die stehen dort im 2. und 3. Studienjahr auf dem Lehrplan.

Sie beide kommen aus der Forschung. Würden Sie gern auch hier an der Hochschule forschen?

Prof. Wiebe: Momentan habe ich dafür noch keine Kapazitäten, aber für die Zukunft kann ich mir sehr gut vorstellen, weiter zu Wirkstoffen, z. B. zu Geruchs- oder Geschmacksstoffen zu forschen. Gern auch gemeinsam mit den Studierenden im Rahmen von Studienarbeiten.

Prof. Gutiérrez Landa: Mir geht es ähnlich. Die Labore sind zwar sehr gut nutzbar, aber es wartet dennoch noch einiges an Arbeit. Sobald sie fertig sind, könnte ich mir sehr gut vorstellen wieder in die Forschung einzusteigen. Während meiner Zeit in der Industrie habe ich mich mit der Chemie von Reinigungsmitteln beschäftigt. Das würde ich gerne wieder aufnehmen. 

Haben Sie einen Tipp für ein erfolgreiches Studium?

Prof. Wiebe: Nicht jede*r hört es gern, aber: Lernen, lernen, lernen. Wenn es ein Thema gibt, das einen besonders interessiert, lohnt es sich, sich auch außerhalb der Vorlesung damit zu beschäftigen.

Prof. Gutiérrez Landa: Wenn ich mir anschaue, was viele starke Studierende gemeinsam haben, dann ist es die aktive Teilnahme an den Vorlesungen. Daher empfehle ich, mitzumachen, Fragen zu stellen und sich trauen, Antworten zu geben – auch wenn sie vielleicht nicht ganz korrekt sind – und daraus zu lernen.

Gibt es etwas, das Sie Ihren Studierenden außerhalb der Lehre mit auf den Weg geben möchten?

Prof. Wiebe: Ich finde es hilfreich, sich Ziele für sein Leben zu überlegen und dann daran zu arbeiten. Wer das tut, wird sie meistens erreichen.

Prof. Gutiérrez Landa: Ich reise gerne und lerne jedes Mal neues dazu. Das kann ich den Studierenden auch empfehlen.

Was machen Sie, wenn Sie nicht arbeiten?

Prof. Wiebe: Ich fahre sehr gern Fahrrad und habe auch einige unterschiedliche – vom Lastenrad hin zum Rennrad – je nach Einsatzzweck.

Prof. Gutiérrez Landa: Ich verbringe Zeit mit meiner Familie und mit unserem Hund. Demnächst steht die Begleithundeprüfung an und dafür trainieren wir gerade. Wir reisen alle gern und ich liebe es, dort zu fotografieren und dann zuhause Fotoreisetagebücher zu gestalten.

Vielen Dank und alles Gute, Prof. Dr. Christine Wiebe und Prof. Dr. Izaskun Gutiérrez Landa!