Nie bereut: den Wechsel von der Wirtschaft in die Lehre

Prof. Dr. Harald Hartmann feiert 25-jähriges Dienstjubiläum

Für seine treu geleistete Arbeit überreichte Prof. Dr. Jörg Baumgart, Prorektor und Dekan der Fakultät Wirtschaft, Mitte September die Jubiläumsurkunde der Landesregierung an Prof. Dr. Harald Hartmann und verband damit auch seinen Dank und Anerkennung für die Verbundenheit Hartmanns zur DHBW Mannheim. Nach Studium und Promotion an der Universität Mannheim arbeitete Hartmann zunächst bei der Deutschen Verkehrs-Bank AG in Frankfurt und der Dachser GmbH & Co. KG in München bevor es ihn 2001 dann aber komplett in die Lehre an die damalige Berufsakademie zog. Kennengelernt hat er die Hochschule schon 1993, als er als nebenberuflicher Dozent Lehraufträge im Studiengang BWL-Industrie übernommen hatte. Heute nach über 20 Jahren in der Lehre ist er ein geschätzter Professor und erfahrener Kollege, der seit 2018 auch die Aufgabe des Studiendekans im Studiendekanat Internationales Management und Logistik an der DHBW Mannheim übernommen hat.

Herr Prof. Hartmann, wie und wann sind Sie zur DHBW, damals noch Berufsakademie gekommen?

Eher zufällig. Ich habe im Jahr 2000 in München bei DACHSER als Abteilungsleiter in der Kontraktlogistik gearbeitet, wobei für 2001 der Umzug der Hauptniederlassung nach Kempten vorgesehen war. Im Frühjahr rief mich eine ehemalige Kollegin an, die zusammen mit mir in Mannheim promoviert hat, und erzählte mir, dass an der Berufsakademie eine Professorenstelle in der Studienrichtung Spedition, Transport und Logistik ausgeschrieben wird. Da ich mit meiner Familie doch stark in der Pfalz verwurzelt bin, war das die Chance dauerhaft zurückzukommen und nicht mehr wöchentlich pendeln zu müssen. Mein Start war dann im September 2001.

Warum zog es Sie in die Lehre?

Na ja, ich habe schon mit Freude während meiner Promotionszeit von 1993 bis 1997 an der Berufsakademie unterrichtet, damals allerdings in der Studienrichtung Industrie. Dennoch war es, insbesondere, wenn man aus dem Projektgeschäft kommt, in den ersten Monaten schon eine ziemliche Umstellung. Bereut habe ich diesen Schritt aber nie.

Was sind Ihre Hauptunterrichtsfächer?

Da ich als Professor für Lehraufgaben 2001 begonnen habe und jetzt Studiendekan mit dadurch deutlich reduziertem Lehrdeputat bin, haben sich meine Lehrfächer im Lauf der Jahre ziemlich gewandelt. Während ich in den ersten Jahren auch noch „Grundlagen der BWL“ und „wissenschaftliches Arbeiten“ unterrichtet habe sowie diverse Logistik-Vorlesungen im Portfolio hatte, sind jetzt noch meine „Lieblingsvorlesungen“ übriggeblieben: die speditionelle Kostenrechnung sowie das Logistikcontrolling. 15 Jahre lang habe ich auch sehr gerne das Planspiel „Topsim Logistics“ mit den Studierenden gespielt.

Seit über 20 Jahren sind sie im Studiengang BWL-Spedition, Transport und Logistik tätig. Was ist das Faszinierende an der Logistik?

Die Logistik ist immer in Bewegung, ist „am Puls der Zeit“ (Stichworte: Digitalisierung und Nachhaltigkeit) und wird – glücklicherweise – nie überflüssig, sofern nicht doch irgendwann das Beamen erfunden wird.

Wie schaffen Sie es, die Studierenden für die Themen der Logistik zu begeistern?

Die Begeisterung entsteht dadurch, dass man einerseits den Studierenden immer wieder die hohe Relevanz der Logistik für die Wirtschaft in den Vorlesungen verdeutlicht, andererseits durch die Kombination der Theorie mit der Praxis, die wir intensiv pflegen, beispielsweise im Rahmen unserer Exkursionen zu den Nordseehäfen oder zum Flughafen Frankfurt, die leider coronabedingt jetzt schon zwei Jahre nicht mehr stattfinden konnten.

Was schätzen Sie: Wie viele Studierende haben Sie unterrichtet?

Eine kaum zu beantwortende Frage. Bei unseren üblichen Anfängerzahlen schätze ich mal, um die 2.500 Studierende hatten bei mir in den vergangenen zwanzig Jahren Vorlesungen.

Was ist für Sie das Besondere an der DHBW und dem Konzept duales Studium?

Für mich ist das Besondere, dass bei uns Studierende keine „Matrikelnummer“ sind. Der persönliche Kontakt ist sehr ausgeprägt und ich kenne alle Studierenden meines Jahrgangs mit Namen und weiß in der Regel auch, in welchem Ausbildungsunternehmen sie beschäftigt sind. Häufig bleiben auch Kontakte nach Studienende bestehen und viele Absolventinnen und Absolventen sind jetzt in der Lehre, als Gutachtende für Projekt- und Bachelorarbeiten oder bei Prüfungen im Einsatz.
 

Welche schönen Erinnerungen verbinden Sie mit Ihrer Lehrtätigkeit?

Viel Spaß hat mir immer das Logistik-Planspiel gemacht, da man volle zwei Tage mit den Studierenden zusammen war und verfolgen konnte, wie sie im Team zusammenarbeiten, Strategien entwickeln, ggf. meine Beratung annehmen und natürlich gewinnen wollen. Häufig waren wir dann nach Abschluss des Planspiels noch zusammen in einem Restaurant in Mannheim.

Was waren Ihre persönlichen Highlights während Ihrer Berufsjahre?

Meine persönlichen Highlights waren sicher die Teilnahmen an den internationalen Exkursionen unserer Studienrichtung. 2011 war ich mit den Studierenden in Alexandria, danach drei Mal (2012, 2013 und 2015) in Hongkong und 2019 in Dubai.

Welche Ziele verfolgen Sie in den kommenden Jahren?

Die beste Frage kommt zum Schluss. Sie ist tatsächlich nicht leicht zu beantworten, da ich viele mir gesteckte berufliche Ziele bereits erreicht habe, unter anderem das Schreiben eines Lehrbuches („Kosten- und Leistungsrechnung in der Spedition“), welches mittlerweile in der dritten Auflage vorliegt. Insofern bin ich aktuell dabei mir über neue Ziele für meine zukünftige Tätigkeit an der DHBW Gedanken zu machen. Ehrlicherweise muss man aber auch sagen, dass einem das Tagesgeschäft als Studiengangsleiter von vier bzw. aktuell sogar acht Kursen schon umfassend einspannt.

Wichtig ist mir auf jeden Fall, dass wir unseren Platz als große Studienrichtung in der Fakultät Wirtschaft in Mannheim behaupten, unser Curriculum kontinuierlich weiterentwickeln und Studierenden weiterhin ein attraktives Lehrangebot machen können. Daneben sehe ich es als meine Aufgabe als Senior der Studienrichtung an, die jüngeren Kolleginnen und Kollegen dort zu unterstützen, wo Bedarf besteht. Und diese Aufgaben wird mich, so vermute ich zumindest, noch sehr lange beschäftigen.