„Immer mit der Zeit gehen“

Prof. Dr. Ritterbusch im Gespräch

Seit 1. September 2019 ist Prof. Dr. Sebastian Ritterbusch an der DHBW Mannheim, seit 1. Oktober ist er Studiengangsleiter in der Wirtschaftsinformatik. In unserem Interview sprechen wir über seinen Werdegang, seine Schwerpunkte in Lehre und Forschung und darüber, was ihn als Professor auszeichnet. 

Was haben Sie vor Ihrem Ruf an die DHBW Mannheim gemacht? 

Nach meinem Studium der Angewandten Mathematik an der Universität Karlsruhe, heute Karlsruher Institut für Technologie (KIT), und an der University of Massachusetts im Amherst promovierte ich an der Universität Karlsruhe. Im Anschluss leitete ich 5 Jahre lang das Forschungslabor für wissenschaftliche Visualisierung am KIT und entschied mich dann für den Schritt in die Wirtschaft. Bei der iXpoint Informationssysteme GmbH, heute Routago GmbH, konnte ich eine neue Navigationstechnologie für blinde und sehbehinderte Menschen entwickeln. Mit Hilfe von mathematischen Methoden werden die verfügbaren Daten so für sie audiovisualisiert, dass sie über Kreuzungen und Zebrastreifen, auf Gehwegen oder durch Fußgängerzonen sicher ans Ziel kommen – und nicht wie bei herkömmlichen Navigationssystemen quer über eine mehrspurige Straße oder mitten auf der Fahrbahn. Die Duale Hochschule habe ich zuerst als Lehrbeauftragter kennengelernt, denn ich habe parallel zu meiner Arbeit bei iXpoint an der DHBW Karlsruhe Kurse in der Wirtschaftsinformatik gehalten. Da ich langfristig in der Lehre tätig sein wollte, habe ich mich nach einer Professur umgeschaut und sie bei der VWA-Hochschule in Stuttgart gefunden. Und jetzt bin ich hier. Neben meiner Funktion als Studiengangsleiter in WI - Software Engineering halte ich im Studiengang Wirtschaftsinformatik Vorlesungen in Mathematik und Informatik. 

Inwiefern können Studierende von Ihrem beruflichen und wissenschaftlichen Know-how profitieren?

Mich bewegt immer die Frage danach, warum etwas ist, wie es ist. Genau das möchte ich auch vermitteln. Wenn man das „Warum“ erforscht, können besonders viele interessante und spannende Perspektiven des Fachs entdeckt werden. Ich hoffe, dass das die Motivation der  Studierenden steigert. Und langfristig profitieren sie davon, weil es sie zu selbstständigen Wirtschaftsinformatiker*innen macht, die wissen, wie sie sich Wissen aneignen und wie sie sich einem komplexen Sachverhalt nähern können. Mit diesen Kompetenzen werden sie erst zu Problemlöser*innen, die auch mal einer Sache nachgehen, wenn sie merken, dass es eine bessere oder neue Lösung für eine Fragestellung geben kann. 

Die stetige Frage nach dem „Warum“ in Kombination mit meinem Forschungsschwerpunkt im Bereich (Audio)Visualisierung von Daten haben auch dazu geführt, dass ich vor einigen Jahren angefangen habe, Gespräche mit Kolleg*innen, Forschenden und Techniker*innen aufzuzeichnen. Im Gegensatz zu der einseitigen Auseinandersetzung mit Themen in Forschungsliteratur wird in den Gesprächen oft schneller erkennbar, wo eine Idee herkommt, wo eventuelle Einbahnstraßen sind, warum ein Gedanke verworfen wird und wie man die Idee weiterspinnen kann, sodass sie Früchte trägt. Diese aufgezeichneten Gespräche stehen jeder interessierten Person auf dem von Dr. Gudrun Thäter und mir betriebenen Podcast Modellansatz.de zur Verfügung, ebenso wie viele weiterführende Informationen. Für meine Studierenden stelle ich neben dem Skript ebenfalls selbst aufgenommene Podcasts zur Verfügung. Darin vermittle ich ihnen viel Grundlegendes sowie die wichtigsten Zusammenhänge, sodass sie in den Präsenzveranstaltungen mehr Zeit für das technische Arbeiten haben, um Fragen zu klären und um komplexe Sachverhalte anzugehen. In den höheren Semestern werden Podcasts aus dem Modellansatz-Fundus außerdem für die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit einem Thema genutzt. 

Was reizt Sie an Ihrer Aufgabe?                                                                                                  

Ich möchte meinen Studierenden die Faszination an und die Begeisterung für die Vorlesungsinhalte näherbringen. Die Lehrqualität soll u. a. durch die Podcasts verbessert werden, da Lehrinhalte auf diese Weise noch besser in den Alltag integriert werden können. Schließlich können Podcasts im Auto, im Zug, beim Sport oder Zuhause gehört werden. In der Mathematik sind die Anforderungen, die ich an meine Studierenden stelle, sehr hoch, aber ich bin davon überzeugt, dass sie langfristig sehr davon profitieren werden. Ebenso davon, dass ich immer wieder neue Methoden und Rechenansätze aus der Forschung in die Lehre einbaue. Wenn bspw. technologischer Fortschritt zu erhöhter Rechenleistung führt, ändern sich die Anforderungen in den Betrieben. Immer mit der Zeit zu gehen und die Lehrinhalte an aktuelle Begebenheiten in der Wirtschaft anzupassen, das macht für mich den Reiz aus.

Was ist für Sie das Besondere an der Dualen Hochschule?

Einerseits die Einbettung hochqualifizierter Dozent*innen aus der Wirtschaft, die frisches Wissen und aktuelle unternehmerische Praxis in die Lehre einfließen lassen. Und andererseits die Studierenden, die durch ihre berufliche Erfahrung Herausforderungen sehr zielorientiert begegnen. 

Gibt es etwas, das Sie Ihren Studierenden mit auf dem Weg geben möchten?

Immer neugierig zu sein! 

Was machen Sie, wenn Sie nicht arbeiten?

Ich genieße die Zeit mit meiner Frau und meinen 2 Kindern. Und sehr gern ziehe ich meine Laufschuhe an. Dann auch mal für 2 Stunden, in denen ich mit einem Podcast neues lerne oder mit einem Krimi im Ohr den Kopf frei bekomme.

Anmerkung: Prof. Dr. Sebastian Ritterbusch hat die DHBW Mannheim zum 30.09.2023 verlassen.