Internationale Erfahrung weitergeben

Neuer Professor Thilo Gamber im Interview

Zurück in heimische Gefilde: Herr Prof. Dr. Thilo Gamber ist in Heidelberg geboren, hat am heutigen Karlsruher Institut für Technologie (KIT) studiert und promoviert, bei der Continental AG über Jahre international gearbeitet und konzentriert sich nun auf die Lehre. Nach einer knapp 3-jährigen Professur an der Technischen Hochschule Ostwestfalen-Lippe (TH OWL) zog es ihn wieder zurück in die Heimat. Seit Anfang März begleitet er Studierende im Studiengang Wirtschaftsingenieurwesen und berichtet in unserem Interview von seinem Werdegang sowie von seinen Lehr- und Forschungsschwerpunkten.

Herr Prof. Gamber, berichten Sie uns ein wenig von Ihrem Werdegang?  

Nach meinem Studium der Informationswirtschaft am KIT entschloss ich mich für eine Promotion zum Doktor der Ingenieurwissenschaften. Parallel dazu absolvierte ich ein BWL-Fernstudium und arbeitete als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Arbeitswissenschaft und Betriebsorganisation des KIT. In mir trug ich schon sehr lang den Wunsch, in der Lehre zu arbeiten. Aber zuvor wollte ich noch in der Wirtschaft Erfahrung sammeln. Von 2012 bis 2017 war ich bei der Continental AG in verschiedenen Positionen tätig: Im Industrial Engineering, wo ich in der Strategie-Abteilung u. a. dafür zuständig war, Werke zu planen, im Bereich Operations Strategy, in dem ich Projektleiter und für die Kapazitätsplanung zuständig war, und zuletzt im Einkauf – ein Feld, in dem Wirtschaftsingenieur*innen sehr erfolgreich und gern eingesetzt werden. Meine Berufserfahrung aus diesen unterschiedlichen Arbeitsgebieten konnte ich schon an der TH OWL in die Lehre einfließen lassen, wo ich insbesondere Lehrveranstaltungen zur Produktionswirtschaft oder auch zu Produktionsmanagement und Supply Chain Management hielt. Die DHBW lernte ich zunächst als Lehrbeauftragter kennen. 10 Jahre lang war ich Dozent am Standort Stuttgart. 

Jetzt sind Sie Professor und Studiengangsleiter im Wirtschaftsingenieurwesen an unserer Hochschule. Vermutlich sind die Schwerpunkte Ihrer Lehrtätigkeit hier bei uns nicht anders, oder?

Im Kern sind sie gleichgeblieben. Neben der Studiengangsleitung übernehme ich Lehrveranstaltungen im Schwerpunkt "Produktion & Logistik" der Studienrichtung Maschinenbau. Dazu gehören Grundlagenfächer der BWL sowie die Module Projektmanagement und Produktion & Logistik. 

In welchem Bereich forschen Sie?

Seit meiner Zeit an der TH OWL bin ich an dem durch das BMBF geförderte Forschungsprojekt "FeDINAR – Fehler didaktisch nutzbar machen mit Augmented Reality" beteiligt. Es wird ein AR-gestütztes Lernsystem entwickelt, das "gemachte" Fehler der Lernenden für deren Kompetenzerwerb nutzt, und soll in der betrieblichen Aus- und Weiterbildung industrieller und handwerklicher Berufe eingesetzt werden.

Inwiefern können Studierende von Ihrem beruflichen und wissenschaftlichen Know-how profitieren? Was macht Sie als Professor aus?

Mir ist es wichtig, dass meine Studierenden die Möglichkeit haben, eine komplementäre Zertifizierung zu bekommen. Dafür arbeite ich sehr gern mit der REFA zusammen, aber auch mit anderen Fachverbänden. Insbesondere für die Bereiche Industrial Engineering oder Cost Engineering, also die Schnittstelle zwischen Industrial Engineering und Controlling, sind diese Kooperationen sehr interessant. Und daher versuche ich, eine Zusammenarbeit zwischen der DHBW Mannheim und relevanten Fachverbänden auf die Beine zu stellen. Mein eigenes Wissen aus der Zeit bei Continental rund um Cost Engineering werde ich natürlich ebenfalls an die Studierenden weitergeben. Cost Engineers sind sehr gefragt, da die Großserienfertigung allmählich verschwindet. Der Kostendruck auf alle Prozesse der Wertschöpfungskette nimmt zu, und es werden händeringend Expert*innen gesucht, die qualifiziert Marschen und niedrige Produktionsumfänge verteidigen. Daher möchte ich Studierende mit dem nötigen Cost-Engineering-Know-how ausstatten. Ich möchte meinen Studierenden so viel Praxiswissen wie möglich vermitteln, sodass sie sich sicher in der Wirtschaft bewegen können. Was mich bei Continental sehr geprägt und begeistert hat, war die internationale Arbeit. Ich habe Europa bereist, China, Japan, die Philippinen, die USA, Mexiko, Brasilien, habe unterschiedliche Kulturen und Menschen kennengelernt. Das war großartig. Gerade im Bereich Produktion & Logistik gehört globales Denken und Handeln zum Arbeitsalltag. Interkulturelle Kompetenzen und Weltoffenheit helfen einem dabei, sich darin zurecht zu finden und international erfolgreich zu sein. Wo ich kann, werde ich meine Studierenden dahingehend unterstützen. 

Gibt es etwas, das Sie Ihren Studierenden mit auf den Weg geben möchten?

Es ist alles möglich! Man kann aus jeder Situation, ob beruflich oder privat, etwas Positives für sich herausholen. 

Was machen Sie, wenn Sie nicht an der DHBW Mannheim arbeiten?

Reisen und Erwachsenenbildung. Ich biete sehr gern Coachings und Weiterbildungen für Fach- und Führungskräfte im Bereich Produktion und Industrial Engineering an.