Vermittelt Wissen aus 11 Jahren Polizeierfahrung

Konstantin Bayreuther ist neuer Cyber-Security-Professor

Im Oktober 2019 ist die neue Studienrichtung Cyber Security im Studiengang Informatik an der DHBW Mannheim an den Start gegangen. Studierende erhalten darin das nötige Know-how, um ihre Unternehmen vor Cyberkriminalität zu schützen. Mit solchen Verbrechen kennt sich Prof. Dr. Konstantin Bayreuther bestens aus. Seit Juni ist er neuer Professor und Studiengangsleiter in der jungen Studienrichtung und gibt sein Wissen aus 11 Jahren Polizeierfahrung an die Studierenden weiter. 

Angefangen hat alles mit seinem Studium an der TU Darmstadt: Informatik im Hauptfach, im Nebenfach Rechtswissenschaften. Nach seinem Studienabschluss stand Konstantin Bayreuther vor der Wahl – Jura oder IT? –, die ihm durch einen Zufall erleichtert wurde: In einer Bar lernte er einen Polizisten kennen, der ihm von einem frisch ins Leben gerufenen Kommissariat des Polizeipräsidiums Südhessen zur Bekämpfung von Internetkriminalität berichtete – wo Konstantin Bayreuther dann ab 2009 als IT-Spezialist angestellt war und sein Wissen aus beiden Disziplinen einsetzen konnte. 2013 verbeamtet war er bis 2020 im Bereich IT-Forensik und Cybercrime des Polizeipräsidiums Südhessen aktiv. Neben Ermittlungen zu Internet- und Computerstraftaten sowie Auswertungen von Datenträgern gehörten auch Schulungen zu seinem Aufgabengebiet. Er hielt externe Vorträge zu alltagsnahen Themen, aber auch interne Schulungen rund um Internet-of-Things-Technologien und deren Sicherheitslücken. Parallel dazu promovierte er von 2013 bis 2018 an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) zum Thema „Selektion in der digitalen Forensik“, hielt dort Gastvorträge und betreute Bachelor-Arbeiten.

Herzlich willkommen an der DHBW Mannheim, Herr Prof. Dr. Bayreuther. Sie kommen aus einem sehr spannenden Berufsfeld – was hat Sie dazu bewegt, an unserer Hochschule eine Professur zu übernehmen? 

Vielen Dank. Als ich 2009 beim Polizeipräsidium Südhessen meine Arbeit begonnen habe, war Cybercrime für die Öffentlichkeit ein noch sehr unbekanntes Feld und unser Kommissariat recht klein. Ich konnte viel lernen und mitgestalten. Nach 11 Jahren hatte ich aber das Bedürfnis nach einem neuen Weg. Die Lehrsituation kannte ich durch meine Schulungserfahrungen und die Gastvorträge an der FAU. Außerdem begleitet mich seit meinem Studium eine große Freude am wissenschaftlichen Arbeiten, sei es in meiner Diplomarbeit beim BKA, während meiner Dissertation oder beim Betreuen von Bachelor-Arbeiten. Diese Dinge kann ich nun an der DHBW Mannheim hauptamtlich tun, ohne meinem Fachgebiet den Rücken zu kehren. Zwei weitere Pluspunkte: Gerade als Professor agiert man in einem sehr innovationsfreudigen Umfeld – neue Erkenntnisse können direkt in das Studium einfließen. Da die Studienrichtung Cyber Security so jung ist, können wir Professor*innen sie entscheidend prägen. 

Wie lief der Start an der DHBW Mannheim in der Corona-Zeit? Mit welchen Aufgaben beschäftigen Sie sich aktuell?

Es war sehr ruhig und durch die fehlenden Studierenden schon etwas merkwürdig. Ich wurde aber sehr freundlich von meinen hilfsbereiten Kolleg*innen aus der Informatik empfangen. Als Studiengangsleiter erledige ich einige formelle Dinge und plane die Lehraufträge für nächstes Semester. Außerdem betreue ich bereits einige Bachelor-Arbeiten und konzipiere meine anstehenden Vorlesungen: IT-Sicherheit und Digitale Forensik. 

Was genau verbirgt sich hinter den Begriffen?

Immer mehr Geschäftsprozesse laufen digital, Daten werden digital erfasst und gespeichert, Produktionsanlagen miteinander vernetzt – da bietet sich viel Raum für Angriffe, die mithilfe von Sicherheitskonzepten abgewehrt werden müssen. Darum geht es bei der IT-Sicherheit. Die Digitale Forensik bietet die Möglichkeit, Beweise für Straftaten oder illegale Aktivitäten zu sammeln und zu präsentieren und zwar durch eine gerichtsfeste Analyse digitaler Medien wie z. B. Computer, Smartphones oder Internet-of-Things-Geräte.

Haben sie vor, in diesem Bereich zu forschen?

Sofern es mir meine Zeit erlaubt, sehr gern. Da für Computer und für Smartphones schon in den letzten Jahren einige Standards entwickelt wurden, würde ich meinen Fokus auf Geräte aus den Bereichen Smart Home und IoT legen – ein großes Forschungsfeld sowohl für die IT-Sicherheit als auch die Digitale Forensik. 

Inwiefern können Studierende von Ihrem beruflichen und wissenschaftlichen Know-how profitieren? Was macht Sie als Professor aus?

Mir ist es wichtig, die Vorlesungen passend zum dualen Studienmodell sehr praxisorientiert zu gestalten und die Studierenden aktiv einzubinden. Es soll keine reine Frontallehre sein. Natürlich sollen die Studierenden die theoretischen Grundlagen vermittelt bekommen, aber gleichzeitig auch erfahren, wann und wie man diese praktisch anwendet. Dafür ist es bestimmt auch hilfreich, dass ich mehrere Jahre in diesem Bereich gearbeitet habe und die ein oder andere Anekdote einbringen kann, sodass die Inhalte besser in den Köpfen bleiben. 

Was reizt Sie an Ihrer Aufgabe? Haben Sie sich ein bestimmtes Ziel gesetzt?

In einem Bereich, der niemals stillsteht, ist mein Ziel, am Puls der Zeit zu bleiben. Auch wenn grundlegende Techniken der IT-Sicherheit immer noch Bestand haben, gibt es kaum Themenfelder, die so innovativ und kurzlebig sind. Ich freue mich darauf, mit den Studierenden in Interaktion zu treten, zu diskutieren, neue Ansätze zu finden und die Studierenden zu ermutigen, durch z. B. außergewöhnliche Studien- und Bachelor-Arbeiten eigene Ideen und Impulse in die Studienrichtung Cyber Security einzubringen.

Was ist für Sie das Besondere an der DHBW Mannheim? 

Das Konstrukt zwischen der wissenschaftlich-theoretischen Lehre und der praktischen Verwendung im Berufsalltag. Außerdem bin ich Fan der Kursgrößen, die es ermöglichen, viele Lehrinhalte zu vermitteln und dennoch aktiv mit den Studierenden zu interagieren. Und auch die Studierenden prägen das Bild der DHBW Mannheim, denn sie haben sich gezielt und motiviert für ihr Studium an der Dualen Hochschule entschieden und bringen ein anhaltendes Interesse an den Inhalten mit.

Gibt es etwas, das Sie Ihren Studierenden mit auf den Weg geben möchten (außerhalb der Lehre)?  

Wie Steve Jobs einmal sagte: „Stay hungry, stay foolish!“, sinngemäß übersetzt: „Bleibe wissbegierig und bewahre dir eine gewisse Naivität“. Bleiben Sie offen für Neues.

Was machen Sie, wenn Sie nicht arbeiten?

Neben Sport sind mein Mittelpunkt meine Frau und unsere kleine Tochter. Wir lieben das Reisen – geheiratet haben wir in New York – und treffen uns gern mit Freunden, am liebsten live, aber in Corona-Zeiten auch mal online.