Immer am Puls der Zeit

Große Erfahrung im Prozess- und Marktwissen, ein breites theoretisches Fundament und immer am Puls der Zeit. Prof. Dr. Lars Schubert, Studiengangsleiter BWL – Spedition, Transport und Logistik, berichtet im Interview von seinem beruflichen Fokus, seiner Zielsetzung und seiner Leidenschaft für die Logistik. Seit April 2019 verstärkt er das Team der Lehrenden an der DHBW Mannheim.

Was haben Sie vor ihrem Ruf an die DHBW Mannheim gemacht?

Zuletzt war ich knapp vier Jahre bei der GRAMMER AG in Amberg weltweit für das Transportmanagement von über 30 Werken zuständig. Mein Verantwortungsbereich hat  sich von der Entwicklung passender Transportkonzepte und deren Ausschreibung bis hin zum Controlling und der kontinuierlichen Optimierung der multimodalen Netzwerke erstreckt. Die anschließende Implementierung in den Werken und die operative Unterstützung standen dabei im Mittelpunkt. Vor meinem Wechsel in die Industrie habe ich bei TIM Consult gearbeitet – einem führenden Anbieter von Market Intelligence für den Einkauf von Transportdienstleistungen und Frachtraten-Benchmarks für alle Verkehrsträger.

Als wissenschaftlicher Mitarbeiter bei der Fraunhofer SCS habe ich nach meinem Studium der Betriebswirtschaftslehre eine Vielzahl an Beratungs- und Benchmarking-Projekten im Logistikumfeld geleitet. Später habe ich das Forschungsfeld Transport verantwortet – von der Entwicklung wissenschaftlicher Methoden bis hin zur Akquise und Durchführung von Industrie- und Forschungsprojekten. Parallel hierzu habe ich meine Dissertation verfasst. Auf akademischer Seite habe ich zahlreiche Diplom- bzw. Masterarbeiten sowie diverse Praxisseminare betreut. Zusätzlich habe ich einschlägige Vorlesungen an den Hochschulen Fulda und Nürnberg gehalten.

Inwiefern können Studierende von Ihrem beruflichen und wissenschaftlichen Know-how profitieren?

In meiner beruflichen Laufbahn habe ich die zwei Seiten des Transport- und Logistikmarktes kennengelernt: Die verladende Wirtschaft auf der einen und die der Spediteure bzw. Frachtführer auf der anderen Seite. Für Studierende ist es in ihrem späteren Berufsleben wichtig, ein Gespür für die Belange beider Seiten zu erhalten – unabhängig von der aktuellen Marktmacht. Neben dem Prozess- und Marktwissen spielt aber auch die Methodenkompetenz eine wichtige Rolle. Gerade im Transportbereich werden die Studierenden zukünftig häufiger mit Frachtraten-Benchmarks konfrontiert werden. Das methodische Verständnis trägt dazu bei, aus solchen Studien die richtigen Schlussfolgerungen für die Praxis zu ziehen.

Was sind die Schwerpunkte Ihrer Lehrtätigkeit?

Der Fokus meiner Lehrtätigkeit wird in erster Linie auf der See- und Luftfracht liegen. Trotz der momentan im Raum stehenden Zunahme von Handelsrestriktionen – und hier insbesondere neuer Zölle – werden die internationalen Verflechtungen im Zuge der Globalisierung weiter zunehmen. Dies ist der Grund, warum auch die Bedeutung der dafür notwendigen globalen Übersee- und Lufttransporte wächst. Daher bin ich froh, diesen Lehrbereich mitgestalten zu können. Aufgrund meiner Berufserfahrung werde ich aber ebenso Veranstaltungen im Bereich Landverkehr und in der Logistik halten.

Was reizt Sie an Ihrer neuen Aufgabe? Haben Sie sich ein bestimmtes Ziel gesetzt?

Gerade die Vielfalt der Betätigungsfelder kombiniert mit der Freiheit, eigene Akzente zu setzen, macht den Reiz aus. Dazu kommt die enge Verzahnung mit der Praxis. Mein Ziel ist es, gerade auch die Praxiskontakte stärker bei der Gestaltung der Lehrinhalte zu involvieren, um stets am Puls der Zeit zu bleiben und den Anforderungen aus der Praxis Rechnung zu tragen. Insbesondere das Thema Digitalisierung wird hier an Bedeutung gewinnen. Beispiele hierfür sind unter anderem Frachtenbörsen, Echtzeit-Tracking, digitale Speditionen und Frachtraten-Datenbanken. Für mich persönlich möchte ich aber auch die Aspekte des digitalen Lernens stärker in meine Veranstaltungen integrieren.

Wo liegen Ihre wissenschaftlichen Forschungsschwerpunkte?

Geprägt von der jahrelangen Beschäftigung mit dem Transportmarkt und meiner Dissertation zum Thema Preisbildung geht mein Forschungsinteresse auch weiterhin in Richtung Pricing und der Analyse der Marktdynamik. Außerdem gilt die Luftfahrtbranche gemeinhin als wesentlicher Vorreiter des Yield bzw. Revenue Managements. Diese Methode ist letztendlich der Grund, warum es heute eine Fülle von Last-Minute-Angeboten gibt. In der Seefracht gibt es hierzu ebenfalls erste wissenschaftliche Ansätze, die es weiter auszubauen gilt.

Was ist für Sie das Besondere an der Dualen Hochschule?

Die durch meine Fraunhofer Zeit geprägte Dualität aus Wissenschaft und Praxis entspricht genau dem dualen Ansatz der DHBW. Auch bei meiner Tätigkeit in der Beratung und Industrie haben sich deren Vorteile unter Beweis gestellt. Es reicht eben nicht, Verbesserungen rein auf Basis praxisbezogener Erfahrung anzustoßen. Optimale Ergebnisse erreicht man vor allem durch die Inkludierung neuer, innovativer Ansätze aus der Wissenschaft. Darüber hinaus begünstigen die kompakten Kurse der DHBW genau diesen Transfer. Hierdurch wird es leichter, die eigene Praxiserfahrung anhand von Beispielen einzubringen. Der praxisbezogene Wissenstransfer ist dabei aber keine pädagogische Einbahnstraße. Gerade aufgrund der Kursgrößen können Studierende aktiv ihr Praxiswissen einfließen lassen und gemeinsam Problemstellungen bearbeiten. So können davon alle Studierenden – und sicherlich auch Dozent*innen – profitieren.

Gibt es noch etwas, das Sie Ihren Studierenden mit auf den Weg geben möchten?

Leider musste ich in meiner beruflichen Laufbahn oft feststellen, dass in vielen Unternehmen wichtige Entscheidungen schnell und unfundiert getroffen werden. Man verfällt leicht der Versuchung zur Simplifizierung von Problemstellungen, woraus oftmals unabsehbare Konsequenzen resultieren. Daher ist mein Appell an alle Studierenden: Bitte behalten Sie trotz Zeitdrucks immer ein gesundes Maß an wissenschaftlichem Anspruch bei und kombinieren Sie diesen erfolgreich mit Ihrer Praxiserfahrung!

Was machen Sie, wenn Sie nicht arbeiten?

Da sind wohl in erster Linie meine sportlichen Aktivitäten zu nennen. Ich gehe gerne Laufen, aber auch Bouldern bzw. Seilklettern. Und natürlich zieht es mich so oft es geht in die Berge: Im Sommer zum Wandern (gerne mit Klettersteig) und im Winter zum Skifahren (gerne mit Après-Ski ;-))