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Herzenssache Mathematik
Prof. Dr. Irene Rößler startet nach über 30 Jahren Lehre in den Ruhestand
Die Faszination für die Mathematik, altgriechisch: die Kunst des Lernens, zieht sich wie ein roter Faden durch das berufliche Leben von Prof. Dr. Irene Rößler. Und auch nach Eintritt in den Ruhestand im März 2021, nach über 30 Jahren Lehre an der DHBW Mannheim, bleibt die Mathematik ihre Leidenschaft. Ihre Lehrtätigkeit betrachtet sie rückblickend als Riesengeschenk. „Ich habe schon viel Schönes mit den Studierenden und meinen Kolleg*innen erlebt“, betonte sie schon bei der Überreichung der Urkunde zum 25. Dienstjubiläum vor vier Jahren. Jetzt überreichte ihr Prorektor Prof. Dr. Jörg Baumgart zwar die Versetzungsurkunde in den Ruhestand, aber ganz ohne die Mathematik wird es auch in Zukunft nicht gehen. Als nebenberufliche Lehrbeauftragte wird sie auch zukünftig Studierende für mathematische Zusammenhänge begeistern und mit der Statistik einen Bezug zur Realität herstellen.
Nach dem Studium in Mathematik und Volkswirtschaft und anschließender wissenschaftlicher Tätigkeit an der Universität Heidelberg fand Irene Rößler recht schnell den Weg zur damaligen Berufsakademie. Bereits seit 1989 unterrichtete sie Mathematik, Statistik und VWL im Studiengang BWL - Handel – zunächst als nebenberufliche Lehrbeauftragte, später als berufene Professorin. Die Promotion erfolgte parallel zur Lehrtätigkeit 1997 am Alfred-Weber-Institut in Heidelberg. Im Interview erzählt Frau Dr. Rößler mehr über ihre abwechslungsreichen „Lehr“-Jahre.
Liebe Frau Rößler, wie und wann sind Sie zur BA/DHBW gekommen?
Meinen ersten Lehrauftrag in Mathematik erhielt ich 1989 von Prof. R. Zwer im Studiengang Industrie. Prof. Zwer kannte mich vom Alfred-Weber-Institut in Heidelberg, wo er zuvor als akademischer Oberrat am Lehrstuhl für Statistik und ich als wissenschaftliche Mitarbeiterin bei Prof. M. Rose am Lehrstuhl für Finanzwissenschaft arbeitete und Übungen zu Vorlesungen der Finanzwissenschaft und Mathematik veranstaltete.
Welches sind Ihre Hauptlehrfächer und in welchem Studiengang unterrichten Sie?
Meine Hauptlehrfächer sind Mathematik, Statistik, Operations Research und Volkswirtschaftslehre, wobei meine Vorliebe ganz klar der Mathematik und Statistik gilt. Bei der Mathematik fasziniert mich immer wieder die Struktur des ganzen Gebietes und dass es etwas zu knobeln gibt. Bei den multivariaten statistischen Verfahren begeistert mich, dass mit der Varianzzerlegung fast jede Fragestellung in der Marktforschung analysiert und beantwortet werden kann.
Mathematik – nicht gerade das Lieblingsfach der meisten Studierenden. Wie schaffen Sie es, ihnen die Mathematik näher zu bringen?
Diese Frage müsste man eigentlich besser meinen Studierenden stellen und einige würden vielleicht sagen: „Bei mir hat sie es nicht geschafft.“ Ich denke, dafür habe ich eine von Gott gegebene didaktische Begabung. Ich gehe strukturiert vor und erkläre anschaulich mit vielen Worten und unterschiedlichen, ausführlichen Beschreibungen die mathematischen Sachverhalte, insbesondere auch dann, wenn eigentlich schon alles klar ist.
Was schätzen Sie: Wie viele Studierende haben Sie unterrichtet? Wie viele Klausuren korrigiert?
Schätzungsweise waren es an der BA/DHBW 3.300 Studierende und 15.000 korrigierte Klausuren in allen von mir unterrichteten Vorlesungen.
Welche schönen Erinnerungen verbinden Sie mit Ihrer Lehrtätigkeit?
Da erinnere ich mich gerne an folgende Begebenheit: Als ich zur Pause einer Mathematikvorlesung den Raum verließ, ging ich an Studierenden vorbei, die gerade die Vorlesung einer Person kritisierten. Als ich nachfragte, ob ich diejenige sei, war, nachdem ich von der Pause zurückkam, an der Tafel ein riesiges rotes Herz gemalt. Da war ich doch erleichtert und habe mich sehr gefreut. Schließlich haben diese Studierenden es auf den Punkt gebracht: Mathematik zu unterrichten ist nicht nur eine Sache des Verstandes, sondern auch des Herzens.
Welches sind Ihre persönlichen Highlights Ihrer Berufsjahre?
Spontan fällt mir hier die Erstellung der „Kommentierten Formelsammlung der deskriptiven und induktiven Statistik für Wirtschaftswissenschaftler“ und der „Kommentierten Formelsammlung multivariater statistischer Verfahren“ sowie des Lehrbuches „Statistik für Wirtschaftswissenschaftler“ zusammen mit meinem Kollegen Prof. Dr. Albrecht Ungerer ein, der gleichzeitig Honorarprofessor an der Universität Stuttgart war.
Der coronabedingte Umstieg auf die Online-Lehre quasi auf der Zielgeraden Ihrer Berufstätigkeit bedeutete ja auch für Sie, die Lehre nochmal neu zu erfinden – wie sind Sie mit dieser Herausforderung umgegangen?
Ja das stimmt wohl – zum Abschluss meiner Lehrtätigkeit habe ich für jede Vorlesung, die ich seit Mai 2020 online gehalten habe, ein handgeschriebenes, farbiges Skript erstellt, das ungefähr dem Tafelanschrieb einer Präsenz-Vorlesung entsprach, dieses eingescannt, den Studierenden als PDF-Datei zum Download zur Verfügung gestellt und dann in der Online-Vorlesung ausführlich besprochen. Den Aktenordner mit diesen Vorlesungsunterlagen bzw. die zugehörigen PDF-Dateien auf dem Computer werde ich zur Erinnerung auf jeden Fall aufbewahren. Natürlich haben mir der persönliche Kontakt und die Kommunikation mit den Studierenden vor Ort gefehlt, aber ich konnte den Vorlesungsstoff wie gewohnt vermitteln. Nach jeder Online-Vorlesung war ich dankbar, dass die Technik gut funktioniert hat. Und etwas Positives hat diese Unterrichtsform ja auch: man gewinnt Zeit und vermeidet Staus auf der Autobahn.